Mit ihrem Engagement in Start-ups profitieren Unternehmen durch den Zugang zu neuen Technologien, Entwicklungsprojekten und innovativen Geschäftsideen. Auch für die Pharmabranche werden Partnerschaften mit Digital Start-ups immer interessanter, da diese innovative „Beyond the Pill“-Lösungen entwickeln, die von Pharmaunternehmen als Ergänzung bestehender Produkte genutzt werden können.

Ein Beispiel dafür ist das Start-up smartpatient mit seiner App MyTherapy, die Patienten zu einer besseren Adhärenz verhelfen soll. Smartpatient arbeitet mit dem Pharmaunternehmen Berlin Chemie zusammen.

Healthcare Start-ups entwickeln zunehmend auch Apps und Therapien mit medizinischer Qualifizierung und werden damit zu wichtigen Playern im Gesundheitsmarkt.

  • Vielen Unternehmen fehlt noch immer eine echte Digitalstrategie. Sie müssen aufpassen, dass ihr Geschäft nicht durch Start-ups angegriffen wird.

    Jan-Gisbert Schultze Acton Capital

Das Interesse in Healthcare Start-ups ist groß

Obwohl Investitionen in Deutschland insgesamt zurückgegangen sind, zeigt sich ein Anstieg im Bereich Life Science und eine überproportionale Steigerung bei Start-ups. Das geht aus der jüngsten Innovationsstudie des Verbands der chemisch-pharmazeutischen Industrie, VCI, hervor.

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Deswegen sind Start-ups für eine Partnerschaft reizvoll

Der größte Reiz geht von Start-ups aus, da sie neben Entwicklungsprojekten oft neue Vermarktungs- und Distributionskanäle eröffnen. Sie erkennen schnell Möglichkeiten für neue Produkte, weil sie von Markt- und Kundenbedürfnissen ausgehend denken. Mit solchen Start-ups gelingt es Unternehmen leichter, Digitalisierung ins eigene Unternehmen zu integrieren – Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg von morgen. Gerade Start-ups, die sich auf digitale Lösungen spezialisieren, können Pharmaunternehmen helfen, durch ganzheitliche Therapien bessere gesundheitliche Ergebnisse zu erzielen und sich neue Finanzierungsmöglichkeiten zu eröffnen.

Das Patientenwohl ist die Triebfeder für Allianzen zwischen Pharmaunternehmen und Start-ups

Menschen mit klinisch relevanter Depression etwa würden profitieren, denn in dieser Gruppe erhalten derzeit weniger als 10 % der Betroffenen eine leitliniengerechte Versorgung. Mängel bei Erkennung, Facharzt-Versorgung und Zuweisungen lassen eine bessere digitale Unterstützung auf vielen Ebenen als sinnvoll erscheinen. Apps mit Präventionsangeboten können bei der Erkennung und Diagnose unterstützen. Apps als Helfer für die eigene Kontrolle beim Therapieschema und der Medikamenteneinnahme erhöhen die Therapietreue. Internationale Studien weisen die Wirksamkeit von digitalen Behandlungsangeboten bereits in Forschungsprojekten nach, so Healthcare Startups.

Auf diese Weise beteiligen sich Pharmafirmen an Start-ups

1. Direktinvestition: Corporate & Start-up

Novartis hat das Biopharma-Start-up Ziarco gekauft und damit das Dermatologie-Portfolio mit dem ersten oralen Histamin-4-Rezeptor, einem Wirkstoffkandidaten im Indikationsgebiet atopische Dermatitis, gestärkt. Für Vasant Narasimhan, Novartis Chief Medical Officer, ist das ein echter Fortschritt:

  • Es gibt ungedeckten Bedarf an innovativen, effektiven und sicheren oralen Präparaten für Menschen mit Ekzemen (…). Jetzt sind wir begeistert von einer potentiellen neuen Medizin (…).

    Vasant Narasimhan Novartis Chief Medical Officer

2. Fonds: Public Privat Partnership

Bayer investiert mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in den High-Tech Gründerfond, der junge, chancenreiche Technologie-Unternehmen wie das Münchner Medizintechnik-Start-up Mercurius fördert. Mercurius ermöglicht die individuelle und maßgenaue Fertigung orthopädischer Hilfsmittel wie Orthesen und Prothesen mit Hilfe einer webbasierten Plattform und fertigt diese mittels 3-D Druck. Die Plattform ist ein selbstlernendes System, welches Verfahren aus der künstlichen Intelligenz und automatischen Bildverarbeitung verwendet. Bayer sieht dieses Investment als Teil seiner Innovationsstrategie, um neue Ansätze zur Entwicklung von Produkten mit einem hohen medizinischen Bedarf frühzeitig zu identifizieren.

3. Inkubatoren

Der vfa und Pfizer investieren beim Flying Health Incubator, der gezielt Partner aus der Industrie und der Gesundheitswirtschaft mit innovativen Start-ups zusammen bringt. Diese entwickeln neue digitale Technologien und Geschäftsmodelle für reale Verbesserungen der Gesundheit.

  • Wir wollen in Partnerschaft mit dem Flying Health Incubator die Entwicklung innovativer Versorgungs-Konzepte vorantreiben und durch eine engere Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichsten Akteuren einen Mehrwert für Patientinnen und Patienten schaffen.

    Dr. Andreas Ludäscher CEO Pfizer Pharma

Ein Unternehmen aus dem Gründer-Brutkasten ist ‚Affective Signals‘: Das Start-up entwickelt Software, die menschliche Interaktionen analysiert und sie für Gesundheitsanwendungen nutzbar macht. Eine Analyse der nonverbalen Kommunikation von Personen mit den von ‚Affective Signals‘ entwickelten Methoden soll es erlauben, automatisch den Schweregrad und den Verlauf mentaler Erkrankungen objektiv und automatisch zu erfassen und abzuschätzen. Das Start-up arbeitet daran, langfristig anhand einer Validierungsstudie konkrete Ergebnisse – auch im Vergleich zu existierenden klinischen Protokollen – liefern zu können. Dieser Aspekt dürfte für Pharmaunternehmen sehr interessant sein, da schneller eine Therapieresponse erkennbar sein wird.

Zusammenfassung

Innovative digitale Lösungen werden die Medizin der Zukunft bestimmen. Ihr Nutzen ist so überzeugend für Anwender und Patienten, dass Hersteller von Medikamenten und Medizinprodukten sich frühzeitig in diesem wachsenden Markt positionieren wollen. Ein guter Weg dafür ist die Zusammenarbeit mit innovationsfreudigen Start-up-Unternehmen. Von solchen Allianzen profitieren gleich drei Parteien: Patienten, Start-ups und Pharmaunternehmen. Lesen Sie dazu auch:

10 eHealth Start-ups, die die Medizin verändern werden.

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