Welche Kongresse Sie dieses Jahr auch besuchen, ein Thema wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Agenda stehen: Das Internet of Things. Dieser Artikel geht der Frage nach, was das Internet of Things (IoT) ist und stellt 3 konkrete Bereiche der Gesundheitsbranche vor, in denen das IoT bereits genutzt wird oder in naher Zukunft zum Einsatz kommen wird.

Was ist das Internet of Things?

In seiner kleinsten Ausprägung ist das Internet of Things die Uhr, die mit dem Smartphone in Ihrer Tasche kommuniziert. Erreicht Sie ein Anruf oder eine SMS, können Sie mit Ihrer Uhr antworten. In der größten Ausprägung ist IoT ein vernetztes Zuhause: Die Spülmaschine meldet sich bei Ihnen, sobald die Waschtabs alle sind. Der Kühlschrank erkennt Lebensmittel und bestellt diese nach. Das Smartphone meldet der Wohnung, dass Sie nach Hause kommen, startet die Musik und aktiviert die Kaffeemaschine.

Das Internet der Dinge braucht erstmal eins: Dinge. Damit sind Smart Devices mit Sensoren und Zugang zum Internet gemeint. Vom Internet der Dinge spricht man dann, wenn diese Geräte miteinander kommunizieren. Im Gegensatz zu Computern fehlt den meisten Smart Devices aus Platz- oder Kostengründen die Kapazität, die erfassten Daten zu verarbeiten. Hier kommt die Internet-of-Things-Plattform ins Spiel: Sie stellt sicher, dass alle Devices dieselbe Sprache sprechen, verarbeitet die Informationen und bereitet sie für den Nutzer auf. Beispiele für diese Plattformen im Consumer-Bereich sind z.B. Apple Homekit oder Google Brillo.

3 Einsatzbereiche für IoT in der Gesundheitsbranche

Auch im Gesundheitsbereich finden sich die ersten Ansätze für IoT-Plattformen. Cisco arbeitet mit der Universität in San Francisco an einer IoT-Plattform, auf der Gesundheitsdaten verschiedener Einrichtungen zusammenlaufen sollen. Mit Apple Health und Microsoft Health gibt es IoT-Plattformen, auf denen die Daten verschiedener Wearables und Apps gesammelt werden.

Auch wenn die Möglichkeiten von Health Apps noch relativ beschränkt sind und noch keine einheitliche IoT-Plattform für den Gesundheitsbereich gefunden ist. Das Internet of Things hat in der Gesundheitsbranche bereits Einzug gehalten:

1. Zuschaltung von Ärzten durch Videotelefonie

Mit vernetzten Smart Devices können Ärzte Patienten behandeln, die sich an einem anderen Ort befinden. Die folgenden Videos geben zwei Beispiele, wie auf diese Weise schon heute die medizinische Versorgung verbessert wird:

Medizinische Versorgung in ländlichen Gegenden.
Überall auf der Welt gibt es noch sehr ländliche Gegenden, in denen eine ausreichende medizinische Versorgung durch Krankenhäuser oder Ärzte problematisch ist. Menschen fahren teilweise mehrere Stunden, um einen Arzt zu sehen.

Wie wäre es aber, wenn ein Arzt mehrere Praxen gleichzeitig betreuen könnte, ohne physisch vor Ort zu sein? In jeder dieser Praxen wären alle Geräte vorhanden, die ein Arzt für die Diagnose benötigt. Dank IoT würden die Patientendaten in Echtzeit zum behandeln Arzt gesendet und die medizinischen Instrumente könnten von ihm bei Bedarf ferngesteuert werden. Der Arzt würde per Videotelefonie mit dem Patienten kommunizieren, während eine Arzthelferin in der Praxis für die Bedienung der Geräte und die Betreuung der Patienten zuständig wäre.

In Kanada ist dieses Szenario bereits Realität:

Schneller Zugriff auf Spezialisten in Krankenhäusern
Dasselbe Prinzip kann auch in Krankenhäusern zum Einsatz kommen: In Situationen mit kritischem Gesundheitszustand eines Patienten kann die Expertise eines Spezialisten lebensentscheidend sein.

Ist kein entsprechender Spezialist vor Ort, könnte er dank IoT auch aus der Ferne auf die diagnostischen Geräte zugreifen und per Videotelefonie den Patienten untersuchen sowie sich mit dem Arzt vor Ort austauschen. In den USA finden solche Methoden bereits erste Anwendung, wie die ersten Minuten dieses Videos zeigen:

2. Kontrolle & Versorgung des Patienten über das Krankenhaus hinaus

Der Anteil älterer und chronisch kranker Menschen, die über ihren Krankenhausaufenthalt hinaus medizinisch versorgt und überwacht werden müssen, nimmt zu. IoT-Plattformen, die Smart Devices wie Wearables, tragbare EKGs und weitere Messinstrumente miteinander vernetzen, werden hier große Schritte ermöglichen. Über sie können Vital-Daten des Patienten überwacht und dem behandelnden Arzt oder den Angehörigen in Echtzeit zugänglich gemacht werden.

In der Zukunft könnte das ganz praktisch so aussehen: Ihre Mutter hat vergessen, ihre Medikamente zu nehmen und findet sich in einer gesundheitlich riskanten Situation wieder. Die Sensoren, die Ihre Mutter am Körper trägt, melden das Ihrem Smartphone. Das Navigationssystem Ihres Autos berechnet die Wegzeiten und erhält von den Krankenhäusern der Umgebung Rückmeldung, wohin Sie fahren sollen und führt Sie direkt zum richtigen Parkplatz. Noch bevor Sie das Krankenhaus betreten, liegen die Vitaldaten Ihrer Mutter der Person vor, die Ihre Mutter empfängt.

3. Intelligentes Supply-Chain-Management für Krankenhäuser

Über den diagnostischen Bereich eines Krankenhauses werden die behandelnden Ärzte und Krankenschwestern bis auf Weiteres die Hoheit behalten, denn die zuverlässige Diagnose von Krankheiten ist für Computer derzeit noch zu komplex.

Großen Bedarf für vernetzte Geräte und eine einheitliche IoT-Plattform finden sich aber im gesamten operativen Teil eines Krankenhauses, um die Effizienz eines Krankenhauses entlang der gesamten Supply Chain zu steigern: Lagersysteme bestellen verbrauchte Utensilien automatisch nach. Geräte melden Wartungstermine und Fehler zentral an die Plattform. Smarte Betten erlauben Rückschlüsse über die Auslastung des Krankenhauses. Die Möglichkeiten sind endlos. Wie das aussehen könnte, zeigt dieses Video, wenn auch auf etwas überzogene Art:

In Zukunft werden vernetzte Geräte fester Bestandteil unseres Alltages sein

Das Internet der Dinge ist nichts grundlegend Neues. Es ist eine konsequente Weiterentwicklung der Geräte, die in unserem Leben eine wichtige Rolle einnehmen. Es hat in vielen Bereichen bereits Einzug gehalten und wird unser Leben in den kommenden Jahren immer mehr durchdringen. Szenarien, die vor ein paar Jahren noch nach Träumen einer fernen Zukunft klangen, erscheinen plötzlich nicht mehr weit entfernt.

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren

Hinterlassen Sie einen Kommentar
E-Mail-Adressen werden nicht veröffentlicht.

Ich möchte Benachrichtigungen erhalten bei weiteren Kommentaren.