Am 23. Juni 2016 hat sich die knappe Mehrheit der Briten gegen einen Verbleib in der EU entschieden. Welche Folgen das für Europa und die Welt hat ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Finanzdienstleister spekulieren über die Zukunft des Finanzstandorts London. Ebenso hat der Brexit Konsequenzen für das Gesundheitssystem und die Forschung in Deutschland. Bisher sind noch keine konkreten Entscheidungen getroffen worden, wie es nach dem Brexit weitergeht.

Klar ist aber, dass es Veränderungen geben wird. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Umfang noch unklar. So steht noch in der Schwebe, wie lange deutsche Ärzte weiterhin problemlos in Großbritannien arbeiten können. Auch der Austausch der Wissenschaft gestützt durch europäische Forschungsmittel steht in Frage.

Mediziner diskutieren auf coliquio, welche Folge den Brexit für das Gesundheitssystem und die Forschung haben könnte. Die folgenden Impressionen zeigen, in welchem Umfang Ärzte sich auf coliquio auch über Patientenfälle hinaus zu aktuellen, politischen Themen austauschen.

Mediziner befürchten Konsequenzen für die Wissenschaft:

Für Forschung und Wissenschaft ist das Ergebnis eine Katastrophe, politisch natürlich auch (vor allem für Kleinbritannien selber).

 

Facharzt für Radiologie

Was die EU Forschungsgelder anbetrifft werden sich die Briten noch umschauen. Kein Wunder, dass die besonders forschungsstarken Unistädte Oxford und Cambridge mit Mehrheit für ‚IN‘ gestimmt haben. Es wird Teil der Scheidungsverhandlungen sein, wie die für Projekte verteilten Millionen zurückgefordert werden oder während der Projekte gestoppt werden. Da GB aber auch ein Nettozahler ist, wird im Forschungstopf absolut weniger drin sein, insofern relativiert sich das Mehr für deutsche Forscher.

 

Facharzt für Neurologie

Ein Kollege macht auf die Chancen des Brexit für die Wissenschaft aufmerksam

Wenn die zurzeit staatsgesteuerten Ausgaben für R&D einer mehr sachorientierten und weniger politisch-ideologischen Zielrichtung Platz machen würden, könnte sich Deutschland sogar an das englische Niveau des scientific output annähern. Zurzeit ist das wissenschaftliche Personal jedoch satt gefressen und produziert zum Teil rührend anmutende Forschungsergebnisse, die schlicht die Fortzahlung des Lebensunterhaltes zum Ziel haben. Wissenschaftlicher Fortschritt als Motor eines zukünftigen Wohlstandes ist nur unter freiheitlichen Umständen möglich. Und das ist alles andere als bequem.

 

Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie

Die Ärzte äußern sich auch zu politischen und wirtschaftlichen Folgen des Brexits und skizzieren die möglichen Zukunftsperspektiven:

Ich denke, auch dieses Problem wird für die Rest-EU-Länder nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Will sagen: Es müssen nicht unbedingt schlimme Folgen für Normalbürger und Wissenschaft daraus erwachsen. Schließlich gibt es genügend Nicht-EU-Länder, zu denen wir sehr gute Beziehungen haben. Warum sollte das mit einem traditionell befreundeten Land anders sein?
Es wird Vereinbarungen geben, nach denen „business as usual“ und „science as usual“ etc. weiter läuft. Unangenehme Folgen wird der Brexit am ehesten für GB selbst haben. Zum Beispiel die faktische Teilung des Landes, wenn Schottland dann ernst und zur EU „rüber“- macht!

 

Facharzt für Allgemeinmedizin

Die Leave-Kampagne wurde teils mit Argumenten geführt, die mit der EU in speziellen nicht so viel zu tun haben. Es wurden Ängste von der Globalisierung geschürt wie auch in manchen anderen Ländern, zB vor Arbeitsplatzverlust, Zuwanderung, schlechtem Gesundheitswesen. Und manches Versprechen wurde schon am Tag danach zurückgenommen. Beispielsweise die von Farage versprochene Reformierung des britischen Gesundheitswesens. So bleiben notwendige EU-Reformen auch aus!

 

Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten

Bei einer beidseitig respektvollen Behandlung erwarte ich keine negativen Auswirkungen, weder für England, noch für Deutschland und die verbleibende EU.

 

Facharzt für Zahnmedizin

Bildquelle: James Newcombe / Unsplash

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