Fortbildungen und Kongresse bleiben zentral für die ärztliche Weiterbildung – doch die Ansprüche und Formate verändern sich spürbar. Der neue Facharztreport zeigt, wie über 1.000 Ärztinnen und Ärzte heute lernen wollen – und was das für die Planung medizinischer Bildungsangebote bedeutet.

Fortbildungen & CME: Vielfalt verstehen und nutzen

Die Landschaft der medizinischen Fortbildung gleicht einem facettenreichen Mosaik, das unterschiedlichste Bedürfnisse und Präferenzen widerspiegelt. Ein tieferes Verständnis dieser Vielfalt ist der Schlüssel zu erfolgreichen Fortbildungskonzepten. Die verschiedenen Facharztgruppen bringen nicht nur ihre fachspezifischen Anforderungen mit, sondern auch generationsbedingte Vorlieben prägen das Fortbildungsverhalten maßgeblich.

Während viele Medizinerinnen und Mediziner erst bei konkretem Bedarf aktiv nach Weiterbildungsmöglichkeiten suchen, sollten moderne Fortbildungsangebote nicht darauf warten, entdeckt zu werden. Die Balance zwischen dem natürlichen Wissensdurst der Ärzteschaft und einer gezielten Ansprache ist entscheidend. Ein durchdachtes Zusammenspiel von Pull- und Push-Strategien sorgt dafür, dass wertvolle Bildungsangebote nicht im Meer der Informationsflut untergehen.

Generationenbrücken in der digitalen Fortbildungswelt

Die digitale Transformation hat auch vor der medizinischen Fortbildungslandschaft nicht Halt gemacht. Besonders deutlich zeigt sich dies in den unterschiedlichen Kommunikationspräferenzen der Generationen. Jüngere Ärztinnen und Ärzte unter 46 Jahren bewegen sich selbstverständlich in professionellen Ärztenetzwerken und entdecken immer häufiger – mittlerweile fast jeder Fünfte – über soziale Medien relevante Fortbildungsangebote. Ihre älteren Kolleginnen und Kollegen halten dagegen häufiger an bewährten Informationsquellen wie Fachzeitschriften und E-Mail-Newslettern fest.

Diese Differenzierung setzt sich auch beim Erwerb von CME-Punkten fort. Während die ältere Generation den persönlichen Austausch auf Kongressen schätzt und hier bevorzugt ihre Fortbildungspunkte sammelt, zeigen jüngere Medizinerinnen und Mediziner eine deutliche Affinität zu digitalen Angeboten. Online-CME-Beiträge und zertifizierte Webinare erfreuen sich in dieser Gruppe wachsender Beliebtheit. Diese Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit, digitale Komponenten als integralen Bestandteil jeder Fortbildungsstrategie zu betrachten.

Die Freiheit der zeitlichen Selbstbestimmung

Ein verbindendes Element über alle Altersgruppen hinweg ist der Wunsch nach zeitlicher Flexibilität. Mehr als ein Drittel der Ärzteschaft – genau 38 Prozent – nennt die selbstbestimmte Zeiteinteilung als eines der drei wichtigsten Kriterien bei der Auswahl von Fortbildungsangeboten. Dies erklärt die hohe Wertschätzung für On-Demand-Formate, die es ermöglichen, Fortbildungen in den individuellen Tagesablauf zu integrieren – sei es am Abend nach einem anstrengenden Praxistag, am Wochenende oder in kurzen Pausen zwischen Patientengesprächen.

Substanz statt akademischen Glanz

Bei der inhaltlichen Gestaltung von Fortbildungen offenbart sich eine pragmatische Grundhaltung der medizinischen Fachgemeinschaft. Praxisnahe Inhalte mit direkter Anwendbarkeit im klinischen Alltag werden von 58 Prozent der Befragten priorisiert – ein klares Signal für die Fortbildungsplanung. Fast ebenso wichtig ist die Kunst der Reduktion: 48 Prozent schätzen kurze, prägnante Darstellungen komplexer Sachverhalte. Erst an dritter Stelle folgt mit 44 Prozent die fachliche Expertise der Referentinnen und Referenten. Diese Rangfolge unterstreicht, dass selbst brillante Vorträge ins Leere laufen können, wenn der Praxisbezug und die Verdichtung auf das Wesentliche nicht gelingen.

Kongresse: Begegnungsräume für Wissenschaft und Kollegialität

Trotz der digitalen Transformation behaupten Fachkongresse ihre zentrale Position in der ärztlichen Fortbildungslandschaft. Die große Mehrheit der Medizinerinnen und Mediziner nimmt mindestens einmal jährlich an einem Kongress teil – sei es in Präsenz oder digital. Bemerkenswert ist dabei die nahezu gleichwertige Akzeptanz hybrider Formate und reiner Präsenzveranstaltungen, was auf eine gelungene Evolution dieser traditionsreichen Fortbildungsform hindeutet.

Vom Programmheft zur nachhaltigen Wissensvermittlung

Die erfolgreiche Orchestrierung eines Kongressauftritts beginnt lange vor der eigentlichen Veranstaltung. Frühzeitige, transparente Kommunikation zu Programmpunkten und organisatorischen Details bildet das Fundament für eine positive Wahrnehmung. Doch die eigentliche Kunst liegt in der Nachbereitung: Sie transformiert das flüchtige Kongressgeschehen in nachhaltige Wissensbausteine. Besonders für jene Teilnehmenden, die aufgrund paralleler Veranstaltungen nicht alle relevanten Vorträge besuchen konnten, oder für Interessierte, die nicht vor Ort sein konnten, sind zeitnahe, qualitativ hochwertige Zusammenfassungen von unschätzbarem Wert.

Die Geschwindigkeit der Nachbereitung entscheidet dabei oft über die Deutungshoheit wissenschaftlicher Erkenntnisse. Nur wer zeitnah fundierte Informationen bereitstellt, kann sicherstellen, dass die eigenen Studienergebnisse und Innovationen korrekt und im intendierten Kontext wahrgenommen werden, bevor externe Quellen die Meinungsbildung prägen.

Die soziale Dimension des wissenschaftlichen Diskurses

Neben dem reinen Wissenstransfer erfüllen Kongresse eine elementare soziale Funktion. Der kollegiale Austausch und die Vernetzung mit Gleichgesinnten rangieren auf dem dritten Platz der wichtigsten Teilnahmemotive. Diese menschliche Dimension unterstreicht die Bedeutung durchdachter Networking-Formate und die Sogwirkung renommierter Expertinnen und Experten. Die Begegnung mit ausgewiesenen Koryphäen des eigenen Fachgebiets verleiht wissenschaftlichen Erkenntnissen ein Gesicht und schafft Vertrauen – ein Aspekt, der in der zunehmend digitalisierten Fortbildungslandschaft nicht unterschätzt werden sollte.

Autorin: Silke Jakobi

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