Bei einem Patienten wurde eine Kniegelenksarthroskopie vorgenommen. Seither hat sich eine permanente Lymphflüssigkeitsentleerung gebildet, die einfach nicht in den Griff zu bekommen ist. Der behandelnde Chirurg hat viele verschiedene Behandlungsmethoden erfolglos durchgeführt und fragt nun seine Fach-Kollegen um Rat.

  • Welche Möglichkeiten oder Behandlungsempfehlungen gibt es noch? Der Patient ist nicht krankenversichert und ich habe ihn auf eigene Kosten behandelt. Das eigentliche Problem ist geklärt, aber die Lymphfistel läuft weiter.

    Facharzt für Chirurgie
    Facharzt für Chirurgie am 30.07.2016

Schon kurz darauf meldet sich der erste Facharzt zu Wort, der vom sozialen Engagement seines Kollegen beeindruckt ist:

Ich stelle einmal die Fistelgangdarstellung mit einem Farbstoff und entsprechende Resektion zur Diskussion. Aus chirurgischer Sicht – also in der Annahme, dass keine Erkrankung und damit andere Ursache für eine Lymphabflussstörung zugrunde liegt – ist das wohl auch finanziell die günstigste Variante.

Ach und überhaupt: ich möchte Ihnen Respekt für Ihre Einstellung zollen!

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie

Ein anderer Kollege bezweifelt, dass es sich um Lymphflüssigkeit handelt und gibt weitere Aspekte zu bedenken:

Ich würde ebenfalls den Fistelgang mit Kontrastmittel darstellen, schauen ob es bis ins Gelenk reicht, dann müsste man das ganze chirurgisch freilegen und die wahrscheinlich nicht verschlossene Kapsel vernähen. Und zwar schnellstmöglich bevor der Patient eine Kniegelenksarthritis entwickelt.

Falls keine Verbindung nach intraartikulär, schließe ich mich dem Vorgehen meines Kollegen an.

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie

Das Wissen eines anderen Facharztes liefert neue Ansatzpunkte. Er liefert auch gleich eine Behandlungsempfehlung für das weitere Vorgehen:

Eine „Lymphfistel“ nach Kniegelenksarthroskopie gibt es m. E. nicht. Es handelt sich sicher um eine synoviale Fistel, d. h. es besteht eine Verbindung zum Gelenk und es entleert sich synoviale Flüssigkeit. Soweit mir bekannt, gibt es anterolateral am Kniegelenk an typischer Stelle für das Arthroskopieportal keine Lymphgefäße.

Synoviale Fisteln sind bekannt und lästig. Konservativ kommen die nicht zur Ruhe. Da hilft, wie schon oben beschrieben, nur die offene Revision mit radikaler Umschneidung der Fistel unter Mitnahme von Anteilen der Kapsel und dann die überlappende, schichtweise Vernähung. [… ] Eine Kontrastmitteldarstellung oder dergleichen würde ich gar nicht machen. Man könnte noch intraop., d. h. nach dem Abwaschen und Abdecken mit verdünntem Methylenblau die Fistel anspritzen. Dann sieht man sofort, wo es hingeht und muss das dann halt alles resezieren.

Ist ziemlich lästig das Ganze; trotzdem good luck und ebenfalls meinen Respekt für Ihre Einstellung des Falles – ich finde es bewundernswert, wenn man auch mal seine eigenen Wissenslücken zugibt und hier einstellt. Dafür ist coliquio ja da, dass man Hinweise und Tipps aus der Community bekommt.

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Ein Neurologe kann zwar nicht mit Behandlungsratschlägen für diesen Fall beitragen, gibt aber Hinweise zur Abrechnung bzw. Kostenübernahme für nicht versicherte Patienten. Er rät dem behandelnden Arzt, sich an diverse Institutionen zu wenden.

Nach einem gelungenen Austausch von Fachwissen bedankt sich der Fragesteller für die Empfehlungen seiner Kollegen.

  • Ich bedanke mich für die Antworten und Hinweise, denn der Fall hat mir sehr viele Bauchschmerzen bereitet. Natürlich habe ich alles gemacht und Abstriche, Revisionen und an vieles gedacht und auch ich bin der Infektion und der Kapsel gefolgt. Die Abstriche waren negativ, es war keine synodale Flüssigkeit, das Problem habe ich mit einem maßgefertigten Kompressionsstumpf wahrscheinlich in den Griff bekommen. […] Vielen Dank.

    Facharzt für Chirurgie
    Facharzt für Chirurgie am 05.08.2016

So wird deutlich, dass der Austausch der Ärzte auf coliquio einen deutlichen Mehrwert sowohl für den behandelnden Arzt wie auch für den Patienten bringt.

Bildquelle: Rawpixel / Unsplash

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