Covid-19 geht um die Welt. So unterschiedlich der Grad der Ausprägung in den verschiedenen Ländern auch ist – die Mediziner stehen vor ähnlichen Herausforderungen und haben viele Fragen. Deshalb haben wir am 11. April 2020 eine zweite digitale Ärzte-Konferenz organisiert – dieses Mal für ein internationales Publikum. Über 4.400 Ärzte aus 67 Ländern haben sich live über den aktuellen Erkenntnisstand zu Covid-19 informiert.

Die dringlichsten Fragen der Ärzte zu Covid-19

Die Experten aus China, Südkorea, Indien, Italien, den USA und Deutschland haben Einblicke in die aktuelle Situation vor Ort gegeben und die Fragen der Teilnehmer live beantwortet. Die über 500 eingereichten Fragen verdeutlichen, dass weiterhin viel Austauschbedarf zu diesem Thema besteht.

  • How did South Korea manage to slow down the spread of the virus without bringing public life to a standstill?
  • It was reported that 91 recovered Covid-19 patients have tested positive for the disease again. Is that actually possible?
  • Why has the situation in the USA, and especially in New York, escalated so much?
  • Why is the mortality in Italy much higher than in other countries?
  • Current reports discuss if the virus can even be transmitted by aerosols. Is there any evidence to support this thesis?
  • Germany has recently approved a first clinical trial with Covid-19 convalescent plasma. How promising is this approach?
  • Does post exposure prophylaxis with Hydroxychloroquin work?
  • How to manage false negative results in persons tested for Covid-19? How long would treated patients continue to be infective after being discharged?
  • Which vaccine approaches are most promising? Within which timeframe can we expect to find a reliable vaccine?

China und Indien setzen auf radikale Maßnahmen

Prof. Dr. med. Fengming Luo, Stellvertretender Direktor der Abteilung für Atemwegs- und Intensivmedizin im Westchinesischen Krankenhaus der Sichuan Universität, hob die strenge Abschottung der Provinz Hubei mit der Millionenstadt Wuhan hervor – dadurch sind andere chinesische Metropolen nicht so stark betroffen. Die Abstands- und Hygienemaßnahmen sowie die sofortige Bereitstellung von zahlreichen Ärzten und Pflegekräften für die Krisenregion haben maßgeblich dabei geholfen haben, die Epidemie in China unter Kontrolle zu bringen.

Auch Indien hat kurz nach Auftreten der ersten Verdachtsfälle landesweite Maßnahmen zur Isolierung von Infizierten ergriffen und eine strikte Ausgangssperre erlassen. Dr. D. J. Christopher, Lungenarzt, Professor für Lungenmedizin und stellvertretender Direktor am Christian Medical College in Vellore, und Dr. Om Shrivastav, Infektiologe in Mumbai, sehen in den aktuellen Studien, die z. B. mit dem Malariamittel Hydroxychloroquin zur Unterstützung des Heilungsprozesses und mit Plasma von Rekonvaleszenten zur Immunisierung durchgeführt werden, vielversprechende erste Schritte.

Südkorea wappnet sich mit einer kombinierten Strategie

Die Erfahrungen mit dem MERS-Virus in 2015 führten zu einer grundlegenden Neustrukturierung des Gesundheitssystems in Südkorea. Damit wurden Voraussetzungen geschaffen, die nun zu einer ungewöhnlich niedrigen Fallzahl im Vergleich zu anderen Ländern führen. Laut Dr. Marc P. Windisch, Leiter des Labors für Angewandte Molekulare Virologie am Institut Pasteur Korea, konnte nur eine Kombination aus mehreren Maßnahmen diese weitreichende Wirkung erzielen – von der flächendeckenden Bereitstellung von kostenlosen Tests und günstigen Schutzmasken, über die Aufklärung der Bevölkerung bis hin zum Einsatz von Big Data, um Infizierte zu monitoren und Personen, die mit ihnen Kontakt hatten, frühzeitig per Smartphone zu informieren.

Telemedizin ist in den USA nicht mehr wegzudenken

Die dramatische Situation in New York wird sich laut Dr. med. Nicholas T. Skipitaris, Direktor der Abteilung für Herzelektrophysiologie am Lenox Hill Hospital in New York, in den kommenden Wochen weiter Richtung Süden verlagern. Solange gilt es, insbesondere die Kapazitäten in den Kliniken für Infizierte aufzustocken. Dabei leistet vor allem die Telemedizin einen wertvollen Beitrag: Die Überwachung von Herzpatienten erfolgt per Videokonferenz oder Tracking-Devices, um riskante Kontaktpunkte zu vermeiden. Auch in den Kliniken selbst werden Fernüberwachungsmöglichkeiten für Herzpatienten eingesetzt, um den Austausch innerhalb des Gebäudes zu reduzieren und mehr Covid-19-Patienten intensivmedizinisch betreuen zu können.

Italien hat den Höhepunkt der Pandemie erreicht

Dr. Patrick Welte, Facharzt für Pneumologie am Zentralkrankenhaus Vicenza in Norditalien, hat den Ausbruch in Italien miterlebt. Er glaubt, dass der Höhepunkt der Pandemie bereits erreicht wurde und hofft auf eine Besserung innerhalb der nächsten Wochen. Für die hohe Mortalität in Italien gibt es vielschichtige Gründe – erst am Ende der Pandemie wird klar sein, wie sehr sich die einzelnen Länder epidemiologisch wirklich unterscheiden.

Globaler Austausch zur Bekämpfung von Covid-19 nötig

PD Dr. med. Christoph Spinner, Infektiologe und Oberarzt am Klinikum rechts der Isar (TU München), schätzt die Situation in deutschen Kliniken als stabil ein, da die Kapazitäten frühzeitig aufgestockt wurden. Zur langfristigen Bewältigung der Pandemie seien jedoch noch eine Vielzahl an Studien nötig. Die weltweiten Erkenntnisse müssen schnellstmöglich zusammengebracht und erforscht werden.

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Alexander S. Kekulé, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum der Martin-Luther Universität Halle (Saale), appelliert an seine Kollegen weltweit: „Man muss sein Wissen und seine Erfahrungen verbinden, und ich habe das Gefühl, dass bei der Behandlung von Covid-19 in vielen Teilen der Welt vieles wieder neu erfunden wird – ich würde mir hier ein geschlosseneres Vorgehen wünschen. Diese Konferenz ist ein Teil davon.“

95 % der Ärzte wünschen sich digitale Veranstaltungen

Im Anschluss an die Konferenzen haben wir die Ärzte nach ihrem Feedback gefragt und ob sie weiterhin Interesse an virtuellen Events wie der CovidCon haben. Das Ergebnis war eindeutig: 95 % der Teilnehmer wünschen sich mehr digitale Veranstaltungen.

CovidCon-Teilnehmer-Umfrage
  • “Sincere Organizers; Thanks to all of you - compact, relevant well information today!
  • “Thank you very much for the webinar - very interesting and helpful. International collaboration for evidence -based medicine is crucial. We must work together much better not only in science but in public health!”
  • „Zu ihrer Konferenzreihe möchte ich sie beglückwünschen, der Aufwand ist sicherlich enorm, aber der Erkenntnisgewinn ebenfalls. Eine wirklich gute Idee!
  • „Die Konferenz war sehr gut!
  • “Dear organizers of the COVIDCon Global Conference, congratulation to this very informative format”
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Daniela Drescher
Daniela Drescher
berichtet für coliquio Insights über die wichtigsten Marketing-Trends und liefert Inspirationen für die Pharmakommunikation der Zukunft.