Mit Beginn der Ferien- und Reisezeit erhält das Thema „Medikamente aus dem Ausland“ und die Gefahr gefälschter Medikamente wieder mehr Aufmerksamkeit: Viele Urlauber füllen jetzt ihre Reiseapotheke auf – sei es durch Bestellungen im Internet oder direkt am Urlaubsort. 

Auch die Verlockung, Medikamente im Ausland auf Vorrat zu kaufen, ist groß: Sie sind oft preisgünstiger und enthalten vermeintlich exakt den gleichen Wirkstoff.

Doch leider trügt der Schein – immer wieder handelt es sich bei Medikamenten aus dem Ausland um Fälschungen – oder Präparate enthalten nicht den erhofften Wirkstoff.

Das sind die Risiken gefälschter Medikamente:

  • Die Konzentration des Wirkstoffs weicht ab
  • Das Medikament ist stark verunreinigt
  • Es ist kein aktiver Wirkstoff enthalten
  • Das Medikament enthält die falschen Wirkstoffe oder Schadstoffe

Laut WHO handelt es sich bei  8-10% der Medikamente, die aus dem Ausland kommen, um Fälschungen. In Entwicklungsländern sind es sogar bis zu 80%. Die meisten Fälschungen treten bei Schlankheitspillen, Wachstumshormonen und Pillen gegen Erektionsstörungen auf.

Gefälschte Medikamente gelangen auch bis nach Deutschland: Bis zu 50% der Medikamente, welche über illegale Internet-Anbieter erworben werden, sind gefälscht.¹

Auch die Ärzte auf coliquio diskutieren das Thema:

Nach meiner Information soll der Wirkstoffgehalt bis zu 30 % niedriger sein, wenn nicht sogar nur Milchpulver drin ist. Äußerlich sieht die Packung wie das Original aus.

 

– Facharzt für Innere Medizin

Bei Arzneimitteln im Ausland hört bei mir das Schnäppchenjagd-Fieber auf. Die Arzneimittelfälschung ist ein zunehmendes Problem und der Umsatz mit gefälschten Arzneimitteln übertrifft derzeit den des internationalen Drogenhandels. Unter diesen Voraussetzungen darauf zu spekulieren, dass das Schnäppchen-Medikament, wirksam und nicht giftig ist, ist mutig.

 

– Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten

Das können Arzneimittelhersteller tun

Mit Sicherheitsmerkmalen die Fälschung erschweren

Für Arzneimittelhersteller bedeuten die Fälschungen erhebliche Verluste. Um Fälschungen ihrer Präparate zu erschweren und das Original von der Fälschung unterscheiden zu können, kennzeichnen viele Pharmaunternehmen ihre Verpackungen inzwischen mit Sicherheitsmerkmalen wie Hologrammen, darunter Hersteller wie Bionorica und Lilly.

Die Chance der Patientenaufklärung nutzen

Eine weitere wichtige Gegenmaßnahme, die Pharmaunternehmen ergreifen können, ist die genaue Aufklärung der Käufer bzw. Patienten. Das Thema könnte etwa in der Unternehmenskommunikation aufgegriffen werden, um das nötige Bewusstsein für Medikamentenfälschungen zu schaffen.
Ein Beispiel: Die Lilly Deutschland GmbH erklärt auf ihrer Homepage, welche Arten von Fälschungen auf dem Markt sind, welche Gefahren davon ausgehen und wie man diese erkennt.

Auf das europäisches Siegel für seriöse Versandhändler hinweisen

Da gefälschte Medikamente über unseriöse oder illegale Versandhändler auch in Deutschland in Umlauf kommen, soll nun soll ein gemeinsames europäisches Logo legale Händler kennzeichnen:

Logo Fälschung

Über dieses Logo können Patienten somit prüfen, ob der Anbieter zum Versand-handel von Arzneimittel überhaupt berechtigt ist.

In Deutschland listet das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) die berechtigten Anbieter auf, in welchem nicht nur Apotheken zu finden sind, sondern auch bestimmte Einzelhändler genannt sind.

Indem Pharmaunternehmen auf diese Übersichten und das Siegel der DIMDI hinweisen, können sie zusätzlich zur Patientenaufklärung beitragen.

So gehen Patienten auf Nummer sicher

  • Beim Kauf von Medikationen im Ausland den Beipackzettel genau durchlesen und auf Konzentration bzw. Menge des Wirkstoffs und Wechselwirkung mit anderen Medikamenten achten.
  • Die eigene Reiseapotheke bevorzugt in Deutschland entweder bei niedergelassenen oder seriösen Internet-Apotheken mit Versandhandelserlaubnis² zusammenstellen.
  • Vor allem rezeptpflichtige Medikamente in Deutschland von einer niedergelassenen Apotheke oder einer zugelassenen Versandapotheke beziehen, da diese im Ausland oder auf nicht geprüften Websites frei verkäuflich sind und eventuell schädliche Wirkstoffe enthalten.
¹World Health Organization, Fact sheet No. 275, revised January 2010: Counterfeit medicines. (Stand Januar 2010).
²DIMDI Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information.

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