Schmerzen am Steißbein lassen einer Patientin nach erfolgreichem Kaiserschnitt keine Ruhe. Auch auf dem Röntgenbild ist keine Auffälligkeit erkennbar und die Medikamentengabe ist durch das Stillen des Kindes erschwert. 

Der behandelnde Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie fragt seine Kollegen bei coliquio um Rat – bei einem interessanten, interdisziplinärem Austausch unter den Fachärzten werden hilfreiche Lösungsansätze und Therapiemöglichkeiten diskutiert.

  • Liebe Kollegen, ich hatte die Woche eine Pat. 5 Wochen nach Sectio-Geburt mit seither nicht besser werdenden Steißbeinschmerzen in meiner Sprechstunde. Konsequente Druckentlastung auf dem typischen Ring hat nix gebracht. Wegen Stillen will sie keine Analgetika einnehmen. Ich hab mich auf Drängen der Pat. zu einem Rö-Bild des Sacrum hinreissen lassen, obwohl ich einen Normalbefund erwartete, was sich auch so bestätigte. Ich hatte die Pat. mehrfach darauf hingewiesen. Ich würde hier weiterhin konservativ mit Abwarten und Druckentlastung behandeln. Hat noch jemand eine Empfehlung hierzu? Danke!

    Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
    Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am 23.01.2016

Lesen Sie hier einige Statements aus der Diskussion, um zu erfahren, wie Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen vorgehen würden:

„Primäre oder sekundäre Sectio? War das vorangehende Kindsteil schon tief im Becken? Aber eigentlich dient dies nur der Ursachenfahndung, weniger der Behandlung. Analgesie mit Ibuprofen ist unproblematisch und, Sie wissen das besser als wir Gynäkologen, durch den Rückgang der Schwellung durch Ibu auch heilungsfördernd.“

 

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

„Zur Akupunktur schicken, mit Empfehlung für die folgende Punktkombination: Bds:Lunge 8 , Blase 66 und Du mai 20. Wirkt in der Regel nach spätestens 2-3 Anwendungen.“

 

Facharzt für Allgemeinmedizin

Ich würde eine Schwangerschaftsosteoporose ausschließen: Vitamin D -Spiegel und Knochendichte-Messung. Auch ohne Makro-Fraktur kann das sehr weh tun und wird unterm Stillen von selbst nicht besser. Eine Patientin von uns hatte ihre Wirbelfraktur dann 4 Monate postpartal – wäre vermeidbar gewesen.“

 

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

„Durch die hormonelle Umstellung in den letzen Wochen vor der Geburt werden die Ligamenta des Beckens (auch die an der Symphyse) zunehmend elastischer. Beim Geburtsvorgang wird das Sacrum und das Coccygeum sehr weit nach dorsal abgedrängt um dem Babykopf Platz zu geben. Dabei kann es zu ligamentären „Verletzungen“ der Verbindungen der Steißbeinknöchelchen kommen, die Ursächlich für den Schmerz sind. Häufig werden auch Schmerzen bei der Defäkation angegeben. Die Bandverletzung wäre nur im MRT nachzuweisen (ggf. könnten sich zusätzliche kleine Knochenmarksödeme der angrenzenden ossa sacralia ergeben), diese ist jedoch derzeit m. E. noch nicht notwendig. Jede Art von Mobilisation dürfte daher sehr schmerzhaft und kontraproduktiv sein! Bänder brauchen Ruhe.
Meist vergehen die Schemerzen tatsächlich von alleine. Wichtig ist, dass sich eine langsame Besserungstendenz zeigt.“

 

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie

Der fragestellende Arzt hat durch den fachübergreifenden Austausch auf coliquio Klarheit gewonnen, wie er die Patientin weiterbehandeln wird und bedankt sich bei seinen Kollegen für die Hinweise und Empfehlungen:

„Liebe Kollegen, danke nochmal für die zahlreichen Anmerkungen und Empfehlungen!
Ich tendiere auch erstmal zum Abwarten und Pat. nochmal im Verlauf anschauen. Die Idee mit der Infiltration ist gut und auf jeden Fall bei anhaltenden Beschwerden einen Versuch wert!
Die Pat. befindet sich ja eigentlich noch im Wochenbett und da ist ja noch nichts wieder so normal wie vorher. Die Schwangerschaftsosteoporose behalte ich im Hinterkopf! Ebenfalls die Akupunktur. Die ISG-Tests Vorlauf etc. waren bei der Pat. nicht aufällig.“

 

Der fragestellende Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie

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