Es ist Reisezeit und für viele steht, bevor es losgehen kann, noch eine Impfung auf der To-do-Liste. Im Alltag wird das Thema gerne verdrängt, doch wenn die Urlaubsplanung ansteht, denkt selbst ein Impfmuffel meist daran, sich vorab wenigstens entsprechend zu informieren.

Der Nutzen von Impfungen für den Einzelnen sowie für die Gesellschaft ist klar erkennbar. Zudem können durch hohe Impfquoten viele Krankheitserreger sogar regional eliminiert und weltweit ausgerottet werden.

In den vergangenen Jahren sind die Impfquoten jedoch gesunken, weshalb Krankheiten, wie z. B. Masern, wieder auf dem Vormarsch sind.

Dennoch stehen Patienten und auch Ärzte den Impfungen kritisch gegenüber, es gibt viele offene Fragen:

  • Wie sicher sind die Impfstoffe?
  • Wie groß ist das Risiko der Nebenwirkungen?
  • Sind die Impfstoffe ausreichend erforscht?
  • Wie groß ist das Risiko, ohne Impfung an der Krankheit zu erkranken?
forsa-Umfrage
Grundsätzliche Haltung zum Impfen

Rund 13 % der Befragten haben eine grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber Impfungen.

Impfungen anlässlich Reise / Urlaub

Rund 42 % der Befragten haben sich schon einmal wegen einer Reise / eines Urlaubs impfen lassen.

Gründe für eine ablehnende Haltung gegenüber Impfungen

Rund 54 % der Befragten begründen ihre ablehnende Haltung gegenüber Impfungen mit der Aussage: „Impfen ist ein Geschäft mit der Angst“.

Für den behandelnden Arzt ist es oft eine Herausforderung, dem Patienten den Nutzen der Impfung näherzubringen und die möglichen Risiken mit und ohne Impfung aufzuzeigen.

Lesen Sie hier, was unsere Ärzte auf coliquio zum Thema Impfen sagen und welche Herausforderungen sie im Praxisalltag zu bewältigen haben:

Keine Impfung ohne individuelle Nutzen-Risiko-Prüfung

Jede Impfung ist eine Abwägung von Nutzen versus Risiko – von daher kann man kritisch-rational weder „absoluter“ Gegner oder Befürworter sein, denn sonst geht es um Glaubensfragen ….

Facharzt für Allgemeinmedizin

Die durch Nano-Partikel-Forschung nun bekanntwerdenden Problematiken […] sollten uns veranlassen, vorsichtig mit Impfungen umzugehen. Nur Impfungen verabreichen, die entweder zu 100 % sicher sind, bzw. Impfungen verabreichen, die sich gegen Krankheiten richten, die entweder mit einer hohen Letalität (klassisches Beispiel Tetanus) oder einer hohen Komplikationsrate (klassisches Beispiel Polio) einhergehen, wo man dann eben die Nebenwirkungsrate in Kauf nehmen muss.

Facharzt für Allgemeinmedizin

Flächendeckender Impfschutz muss das Ziel sein

Es gibt natürlich immer die Möglichkeit, dass aus medizinischen Gründen eine Impfung nicht durchführbar ist. Das können aber dann nur Ärzte und keine medizinischen Laien entscheiden!
Vor allem: Gerade diese Kinder sollen durch die Herdenimmunität geschützt werden!

Facharzt für Radiologie

Am Sinn der Impfungen gegen die klassischen gefährlichen Erreger besteht nicht der geringste Zweifel.
Wir haben impfwillige Bekannte, deren Tochter wegen Allergien nicht zügig geimpft werden konnte. Da war es dann plötzlich ein Problem, dass im Kindergarten immer mehr Impfmuffel unterwegs waren, was dann das Risiko gerade für die Kinder erhöht, die nicht so einfach zu impfen sind. Ein flächendeckender Impfschutz ist im Interesse der Allgemeinheit, demnach ein klares Ja zur Impfpflicht. Sanktionen bei Verweigerern: Kindergeld streichen, Zugang zu Kindergärten und Kitas verweigern.

Facharzt für Viszeralchirurgie

Einführung einer Impfpflicht – Sinn oder Unsinn?

Im Juli 2017 wurde vom italienischen Parlament aufgrund eines Masernausbruchs mit Todesfällen bereits eine Impfpflicht gegen 10 Krankheiten für alle Kinder und Jugendlichen unter 17 Jahren beschlossen. Ohne Impfung besteht kein Anspruch auf einen Kindergartenplatz und es kann sogar ein Bußgeld drohen. Auch in Italien haben Impfgegner im Vorfeld gegen dieses Gesetz demonstriert.

Lesen Sie hier, was coliquio-Ärzte zur Impfpflicht denken:

Einer Impfpflicht kann man nur zustimmen. Tödliche Verläufe bei Masernerkrankungen sind wieder auf dem Vormarsch. Nicht geimpfte Mitarbeiter in Kliniken sind bei einem Ausbruch nicht einsetzbar – eine lebensgefährliche Situation!!!

Orthopädie und Unfallchirurgie

Es muss unterschieden werden zwischen den Impfungen, die wirklich nötig sind (z. B. Masern und Tetanus) und solchen, auf die die Pflicht nicht ausgedehnt werden muss (z. B. Grippe). Kurzum, auf die Ausgestaltung käme es an, nicht auf das Schlagwort.

Facharzt für Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen

Ärzte-Umfrage auf coliquio

Wir haben Ärzte auf coliquio gefragt: „Befürworten Sie eine allgemeine Impfpflicht?“
(Einfachauswahl-Frage)

Ja, ich bin für eine Impfpflicht
79%
Nein, ich bin gegen eine Impfpflicht
21%

Umfrage-Zeitraum: Mai 2017

[…] Eine Impfpflicht halte ich für nicht durchführbar mangels Durchsetzbarkeit mittels Sanktionen, aber eine große PR-Aktion wie damals („Impfen ist süß, Kinderlähmung ist bitter“) für dringend angezeigt.

Facharzt für Laboratoriumsmedizin

In Demokratien sind Worte wie „Pflicht“ oder „Zwang“ negativ behaftet – das schadet somit auch dem Impfgedanken (der ja positiv behaftet sein sollte). Vielmehr wäre es wichtig, mündigen Mitbürgern (das gilt auch für Eltern, die für ihre Kinder entscheiden) klarzumachen, dass das Recht auf Entscheidungsfreiheit auch an die Pflicht, für (finanzielle und sonstige) Schäden aufzukommen gekoppelt ist. Mit anderen Worten wäre mein Vorschlag: ALLE Schutzimpfungen sollten kostenlos für ALLE Bürger angeboten werden, Nicht-Geimpfte haften im Falle der Erkrankung selbst für die Folgekosten.

Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin

Eigentlich bin ich aktuell gegen eine Impfpflicht, da mit den bisher vorliegenden Studien diese überhaupt nicht zu rechtfertigen wäre, da sind so viele Fehler enthalten, das würde niemand bei Studien zu anderen Behandlungen akzeptieren.
Andererseits hätte eine Impfpflicht natürlich den Vorteil, dass der Staat für die Folgen dieser Impfpflicht auch geradestehen müsste, die „Nebenwirkungen“ also zu verantworten hätte. […]

Zahnarzt

Ärzte sind sich einig: Die Patienten-Aufklärung ist essentiell

Die Aussagen zeigen: Auch unter den Ärzten gibt es sowohl klare Befürworter als auch Zweifler einer Impfpflicht. In einer Hinsicht herrscht aber große Einigkeit: Eine wichtige Strategie, um die Impfquoten wieder zu steigern und die Menschen so vor vermeidbaren Krankheiten zu schützen, ist Aufklärung. Die Ängste von Eltern bzw. Patienten müssen ernstgenommen und ihre Fragen beantwortet werden. Ein gutes Hilfsmittel sind dabei Informationsbroschüren und Merkblätter.

Testen Sie Ihr Impfwissen

Das Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) hat eine Social Media Kampagne mit dem Titel „Bist du geimpft?“ ins Leben gerufen. Hier werden selbstverständliche Schutzmaßnahmen als Analogien genutzt, um auf die Wichtigkeit des „unsichtbaren“ Schutzes von Impfungen hinzuweisen.

Auf der Website können Sie Ihr Impfwissen in Form von Rätselfragen überprüfen.

bist du geimpft

Natürlich empfehle ich beim Erstkontakt alle Impfungen und erkläre, dass ich Impfungen für einen Segen halte, z.B. weil ich ein Kind mit SSPE gesehen habe und infertile Männer nach Mumpsorchitis im jungen Erwachsenenalter kenne …
Außerdem weise ich darauf hin, dass die heutigen Impfstoffe gut verträglich sind und die Impfschäden von früher auf Impfstoffe zurückzuführen waren, die wir heute gar nicht mehr verwenden (Pocken, BCG, Pertussis-Impfstoff, Polio oral). Dann empfehle ich den Eltern noch die niedrigen Raten an gemeldeten schweren Impfreaktionen bei Kindern trotz der hohen Anzahl durchgeführter Impfungen beim Paul-Ehrlich-Institut nachzulesen.
Unsichere Eltern lassen sich dadurch meist umstimmen. Absolute Impfgegner allerdings nicht. […]

Kinder- und Jugendmedizin

Impfverweigerer haben Angst, ganz banal. Angst vor möglichen Folgeschäden.
Die Angst engagierter Ärzte hingegen ist die vor den Folgen des Nicht-Impfens und eventuell auch davor, diese vermeidbaren Folgen nicht verhindert haben zu können oder gar haftbar gemacht zu werden. […]
Ein gutes Mittel gegen Angst ist Information. Sowohl Impfen als auch Nicht-Impfen kann Folgen haben, und wenn die Eltern sorgfältig über beides informiert werden, können/müssen sie selbst entscheiden (zeitsparend: Merkblätter mit den wichtigsten Infos pro und contra, die muss man nur einmal zusammenkloppen, kann sie immer wieder verwenden und sollte sie nur noch persönlich besprechen). […]

Psychologische Psychotherapie

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