Außendienst: Bis dass die Digitalisierung uns scheidet?
Seit fast 50 Jahren gehört der Außendienst zu den Pharmaunternehmen wie das Oktoberfest zu München. Doch ist dies eine Verbindung für die Zukunft? Antworten finden sich in der erstmals durchgeführten Activity – Reachability – Interaction (ARI)-Studie. Ein Überblick.
Die ARI-Studie wurde unter den aktiven Mitgliedern der Ärztecommunities coliquio, DocCheck und esanum durchgeführt und dabei wurden insgesamt 1.176 Ärztinnen und Ärzte zu ihrer analogen und digitalen beruflichen Mediennutzung befragt. Ziel der Befragung war es, besser zu verstehen, wie medizinisch Tätige in Deutschland berufliche Informationen suchen und welche verschiedenen Kanäle im Praxisalltag relevant für sie sind.
Bedeutung schwindet bei der jüngeren Ärzteschaft
Die Ergebnisse der Studie zeigen eine Tendenz: Zwar empfangen immer noch etwa die Hälfte (48 %) der Ärztinnen und Ärzte den Außendienst, jedoch bestehen große Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Während es unter den 60 – 67-Jährigen etwa 56 % sind, sind es nur 29 % der unter 40-Jährigen.
Dies spiegelt sich ebenso in der Häufigkeit wider, mit der der Außendienst empfangen wird. Von jenen, die sich Zeit für den Außendienst nehmen (n = 564), tun dies 80 % der 60 – 67-Jährigen, aber nur 53 % der unter 40-Jährigen mindestens 1x im Monat.
So schätzen Ärztinnen und Ärzte die Zukunft des Außendienstes ein
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Welchen Hauptnutzen sehen ärztlich Tätige in Klinik und Praxis im Außendienst? Glauben sie, dass es ihn künftig nicht mehr geben wird? Und wenn ja, würden sie ihn vermissen? Dies und mehr erfahren Sie im interaktiven Live-Report!
Lieber an die Praxis klopfen
Unterschiede werden auch bei der Betrachtung von Klinik und Praxis sichtbar: Während 53 % der Praxisärztinnen und -ärzte den Außendienst vorlassen, sind es in der Klinik nur 31 %. Ebenso werden die Außendienstmitarbeitenden in Praxen häufiger empfangen als in Kliniken.
Dies könnte einerseits darin begründet sein, dass 51 % der Befragten unter 40 Jahren in Kliniken arbeiten, während ältere Kolleginnen und Kollegen in der Stichprobe eher in Praxen zu finden sind. Andererseits zeigt die Studie auch Unterschiede im Nutzungszeitrum verschiedener Informationsquellen. So finden persönliche Außendienstbesuche zu 80 % während der Arbeitszeit statt, wobei der Arbeitsalltag in Kliniken den dort tätigen Ärztinnen und Ärzten möglicherweise wenig Zeit hierfür lässt. Hingegen werden digitale Quellen wie beispielsweise Ärztecommunities auch in der Freizeit genutzt.
Auch analog nur im unteren Mittelfeld
Immerhin: Etwa die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte (49 %), welche mindestens 1x im halben Jahr zu Außendienstmitarbeitenden Kontakt haben (bewerten diesen Kontakt als relevant oder sehr relevant. Und jene, die den Außendienst unter ihren Top 5 Informationsquellen haben (n = 221), geben zudem an, aufgrund von Außendienstbesuchen innerhalb der vergangenen 12 Monaten mindestens 1x
- An Veranstaltungen und Kongressen teilzunehmen (97 %)
- Neue Therapieformen in Erwägung zu ziehen (96 %)
- Informationsmaterial zu bestellen (87 %)
- Aktionen und Angebote für Patientinnen und Patienten zu starten (82 %)
- Kontakt mit Herstellern aufzunehmen (68 %)
Insgesamt gehört der Außendienst jedoch nur für 40 % der Befragten (n = 1176) zu den Top5 Informationsquellen (analog und digital) und rangiert damit im unteren Mittelfeld. Hingegen wird von 78 % vor allem der persönliche Austausch im Kollegium und mit Expertinnen und Experten bevorzugt. Zudem werden diverse digitale Kanäle als Informationsquelle genutzt – beispielsweise gehören für 51% der Befragten Ärztecommunities zu den Top5 der Informationsquellen.
Deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet
Neben der Diskrepanz zwischen den Altersgruppen sowie zwischen Klinik und Praxis, zeigen die Daten der Studie auch Unterschiede zwischen den Fachgebieten. So wird der Außendienst vor allem von den Fachgruppen Urologie (68 %), Dermatologie (65 %) und Gynäkologie (55 %) empfangen, während auf der anderen Seite beispielsweise Ärztinnen und Ärzte der Pädiatrie (27 %), Kardiologie (38 %) und Ophthalmologie (43 %) den Außendienst seltener vorlassen.
Fazit
Die Ergebnisse der Studie zeigen zwei Dinge: 1. Der Außendienst hat noch nicht ausgedient – insbesondere bei älteren Praxisärztinnen und -ärzten – und 2. Jüngere Ärztinnen und Ärzte nutzen häufiger digitale Kanäle. Die unterschiedliche Altersverteilung in Klinik und Praxis und auch die unterschiedlichen Präferenzen verschiedener Fachgebiete schlagen sich in der Nutzung des Außendienstes nieder. Diese Kenntnis kann helfen, sowohl den Außendienst wie auch digitale Kanäle gezielt einzusetzen.
Autorin: Cindy Hempp
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