Frauen in der Onkologie stehen vor besonderen Herausforderungen. Das zeigt die im August 2024 von coliquio durchgeführte Umfrage „Onkologinnen stärken“. Die Ergebnisse der 34 befragten Onkologinnen und Onkologen auf coliquio verdeutlichen nicht nur, welche strukturellen Hürden es gibt, sondern auch, welche konkreten Maßnahmen sich die Befragten wünschen, um Frauen in diesem anspruchsvollen Fachgebiet zu stärken.

Zentrale Ergebnisse der Umfrage 

Frauen in der Onkologie – in Führungspositionen unterrepräsentiert 

Obwohl Frauen in der Onkologie fast genauso viel Berufserfahrung wie Männer (Ø 19 vs. 20 Jahre) und ein ähnliches Alter (Ø 52 vs. 53 Jahre) haben, sind sie in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Wenn es um Führungspositionen geht, gibt lediglich eine Befragte an, dass Sie eine ärztliche Direktorin ist, während 3 männliche Befragte angeben, dass Sie leitende Chefärzte sind.  

Diese Diskrepanz zeigt, dass strukturelle Probleme vorliegen könnten – trotz vergleichbarer Qualifikationen. Auch die Daten der DGHO* bestätigen, dass Frauen in der Onkologie unterrepräsentiert sind – es ist also nicht nur eine Erscheinung auf coliquio. 

Teilzeit – ein Karrierekiller für Frauen? 

Jede vierte Onkologin arbeitet in Teilzeit, bei den Männern war es, mit nur einer Ausnahme, keiner der Befragten. Gründe für Teilzeitarbeit bei Frauen liegen insbesondere in der Betreuung von Kindern im Haushalt und mehr Zeit für die Familie. 

Der gesellschaftliche Druck, Care-Arbeit zu übernehmen, trifft Frauen in der Onkologie besonders stark. Gleichzeitig wird Teilzeitarbeit oft als Hindernis für Führungspositionen wahrgenommen.

Benachteiligung und Kinderwunsch: Potenzielle Risiken

54% der befragten Frauen und 43% der Männer sehen Benachteiligungen bei Frauen, wenn es um die Chancen geht in Führungspositionen zu kommen. Ein besonderer Benachteiligungsgrund kann schon im Kinderwunsch liegen. Denn 73 % der befragten Frauen und 61 % der Männer glauben, dass Onkologinnen mit Führungsambitionen negative berufliche Folgen fürchten müssen, wenn sie einen Kinderwunsch oder Elternzeit anmelden. Auf Nachfrage wie diese negativen beruflichen Folgen aussehen können, geben die Befragten am häufigsten Karriereunterbrechungen und einem erhöhten organisatorischem Aufwand an. Eine niedergelassene Angestellte begründet dies damit, dass „Männliche Kollegen […] bevorzugt [werden], weil sie nicht ausfallen.“ Außerdem führt eine leitende Oberärztin an, dass der „Verlust von erworbenen Leitungsfunktionen, sowohl in Klinik als auch in der Forschung/Labor“ zu befürchten ist.

Karriereknick und Hürden auf dem Weg in Führungspositionen

Der Karriereknick nach Schwangerschaft und Mutterschutz ist in der Onkologie besonders schwerwiegend, da sich das Wissen zu Mutationen, Tests und Therapieoptionen in den verschiedenen Linien stetig und schneller als in anderen Fachbereichen entwickelt.

Als größte Hürde empfinden die Befragten die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Weitere Herausforderungen bestehen außerdem in Einschränkungen durch wenig flexible Arbeitszeitmodelle und einem allgemein geringen Interesse der Frauen an Führungspositionen.

Lösungen: So können Unternehmen und Institutionen unterstützen

Die Befragung von coliquio zeigt, dass Frauen in der Onkologie klare Vorstellungen haben, welche Maßnahmen ihre Karrierechancen verbessern könnten. Hierbei kristallisieren sich bessere Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie flexible Arbeitsmodelle gleichermaßen heraus. Aber auch mehr Unterstützung aus der Partnerschaft und Familie, bessere Arbeitsbedingungen und fachliche Kompetenzen stellen karriereförderliche Faktoren für die Befragten dar.

Insbesondere das Empowerment der Onkologinnen stellt hier einen wichtigen Schritt dar. Mögliche Schritte können laut unseren Befragten „Mentorenprogramme“, „Vorbilder“ und „Schulungen“ sein. Einige Maßnahmen werden explizit von Programmen und Vereinen angeboten. Sie können sinnvolle Ergänzungen für Onkologinnen mit Führungsambitionen darstellen.

Die Awareness hinsichtlich der Existenz von Schulungen explizit für Frauen, sollte daher gesteigert werden, um den Zugang und das Potenzial von Frauen in zukünftigen Führungspositionen stärker ausbauen zu können.

Fazit

Wie wir in den Ergebnissen sehen, ist ein wichtiger Schritt zur Förderung von weiblichen Führungskräften, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu etablieren, flexible Strukturen zu schaffen und Karriereunterbrechungen ohne berufliche Nachteile zu ermöglichen. Ein männlicher Befragte hat dazu passend geschrieben: „Encouraging people to take up leadership“!

Nah an den Bedürfnissen der Ärzteschaft

coliquio ist das größte deutschsprachige Ärztenetzwerk und steht Ärzten und Ärztinnen seit 2007 als zuverlässiger Partner zur Seite. Mit über 60 Umfragen jährlich und tiefen Einblicken in die ärztliche Arbeitswelt ist coliquio nah an den Bedürfnissen der Zielgruppe – auch in der Onkologie.

Das coliquio-Netzwerk und seine Insights leisten einen aktiven Beitrag, um die Herausforderungen der Ärzteschaft sichtbar zu machen und Lösungen anzustoßen. Über 180 Expert:innen bei coliquio arbeiten täglich daran, Ärzten und Ärztinnen wie Onkolog:innen den Arbeitsalltag zu erleichtern.

Coliquio lädt Unternehmen und Institutionen dazu ein, gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln, die nicht nur die Karrierechancen von Frauen verbessern, sondern die Onkologie insgesamt stärken.

Möchten Sie mehr erfahren? Kontaktieren Sie uns – coliquio ist Ihr Partner, um Einblicke in die Zielgruppe zu gewinnen und nachhaltige Veränderungen anzustoßen.

Autorin: Güngör Aydin

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