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Ein Patient, der seit über einem Jahr an chronischer Epicondylitis radialis humeri („Tennisellenbogen“) leidet, stellt sich mit starken Schmerzen bei seinem Allgemeinmediziner vor. Die Therapie umfasste bisher folgende Maßnahmen: Zunächst bekam er die üblichen Salbenbehandlungen, Bandagen, Tapes, Akupressur sowie auch Stromtherapie, doch da dies nicht zum Erfolg führte, folgten immer wieder Kortisoninjektionen. Diese trugen rasch zur Symptomverbesserung bei, die jedoch nie von Dauer war. Außerdem führt der Patient regelmäßig Dehnübungen zu Hause durch. Der Patient stellte sich beim Neurologen vor (alle Untersuchungen negativ), ein Orthopäde stellte das typische Bild eines Tennisellenbogens fest, ebenso wurde ein MRT durchgeführt. Eine 3-wöchige Gipsruhigstellung brachte keinen Erfolg, eine OP folgte – nach 8 Wochen waren die Beschwerden wieder zurück. Der behandelnde Allgemeinmediziner fragt nun die Kollegen nach Alternativen zu den Kortisoninjektionen (Volon/Xylo).

Ein Allgemeinmediziner empfiehlt die Vorstellung des Patienten bei einem versierten Manualtherapeuten sowie bei einem Osteopathen, der sich den Patient im Hinblick auf „Verkettungssymptome“ anschauen solle. Außerdem sollte man eine Somatisierungsstörung nicht außer Acht lassen. Ein anderer Allgemeinarzt merkt an, dass es für Osteopathen keine allgemein gültigen Standards gibt. Er weist darauf hin, dass folgender Link mit Medizinern mit entsprechender Zusatzausbildung eine große Hilfe bei der Auswahl darstelle: http://daao.info/internet/osteopathenliste/osteopathenliste.html

Mehrere Mediziner, darunter Allgemeinmediziner, Radiologen und Strahlentherapeuten, empfehlen Röntgenreizbestrahlung. Ein Strahlenmediziner verspricht sich von 6 Bestrahlungen mit einer Gesamtdosis von 6 Gy relativ gute Erfolge.

Ein Orthopäde merkt an, dass seiner Einschätzung nach operative Eingriffe von unterschiedlichem Erfolg geprägt sind: Der Eingriff nach Hohmann bringe nach seinen Beobachtungen unbefriedigende Ergebnisse. Die Methode nach Nirschel erbringe da bessere Resultate. Persönlich mache er eine Denervation nach Wilhelm und oft zusätzlich ein release der Arkade von Frohse (r. profundus n. radialis), wenn eine entsprechende Klinik vorhanden sei, mit nahezu 80% gut bis sehr guten Ergebnisse. Eine Neurologin bestätigt, dass Ihrer Ansicht nach die erwähnte Denervation nach Wilhelm mit gleichzeitigem Release der Arkade von Frohse die besten Erfolgsaussichten habe.

Ein weiterer Orthopäde und Unfallchirurg hält die Änderung des bestehenden Bewegungsmusters zur Behandlung muskulärer Dysbalancen für einen wichtigen therapeutischen Ansatzpunkt, dadurch würden die radialen Sehnenansätze entlastet. Mit dieser Methode erreiche er Beschwerdefreiheit bei 90% seiner Epicondylitis-Patienten, wenn auch erst nach einigen Monaten.

Ein Mediziner der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin schlägt neben den lokalen Behandlungsmöglichkeiten wie Stoßwellen, Akupunktur und Capsaicin-Creme insbesondere die Behandlung des Segments C6, M. infraspinatus, der HWS vor.

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