Von Block-Symposien bis Science Slam
Live- und Hybrid-Kongresse stehen bei Ärztinnen und Ärzten hoch im Kurs. Bei Unternehmen sind sie daher ein wichtiger Baustein im Marketingmix. Aber werden schon alle Potenziale ausgeschöpft? Wie werden sich Kongresse künftig weiterentwickeln und mit welchen Formaten können Unternehmen noch mehr Mehrwert bieten?
Netzwerken für mehr Nähe und Mehrwert zwischen Unternehmen und Ärzteschaft – dies ermöglicht das Event-Format coliquio connects, das am 13.07.2023 in München zum Thema „Medizinische Kongresse“ stattfand. Ehrlich und direkt berichtete Dr. med. Matthias Hagen, Facharzt für Neurologie, welchen Stellenwert Kongresse für ihn haben und welche Inhalte und Formate besonders wertvoll und relevant sind.
„Kongresse sind für mich sehr wichtig, weil ich neue Erkenntnisse zu den aktuellen Themen gewinnen kann, die meinen Fachbereich und auch mich beschäftigen“, erklärt Dr. Hagen. „Der Austausch ist bei einem Live-Kongress viel besser als bei einem Online-Format. Hier kann ich mich mit Kollegen zu neuen Therapiemöglichkeiten, Diagnostika, Nebenwirkungen und aufkommenden Strömungen persönlich austauschen. Auch mal offsite mit einem Getränk – zum Beispiel, um ein Präparat gemeinsam besser einzuordnen.“
Auch das Angebot von Unternehmen wird grundsätzlich gern genutzt. „Speziell die Industrieausstellung ist definitiv ein Ort zum Get-together auf einem Kongress. Wenn die am letzten Tag schon abgebaut ist, fehlt etwas.“
Dr. med. Matthias Hagen (links) im Interview mit Dr. Vera Wenzel von coliquio
Besserer Austausch offline vs. bessere Vereinbarkeit online
„Bei Online-Formaten ist es von Vorteil, dass die ganze Reise wegfällt – Anfahrt, Hotel, Verpflegung. Sie sind dadurch insgesamt besser vereinbar mit dem Familienleben. Außerdem kann ich online mehr Veranstaltungen besuchen, auch wenn mal zwei Events auf ein Wochenende fallen. Auch innerhalb einer Veranstaltung kann ich schneller zwischen einzelnen Vorträgen wechseln. Man kann einfach virtuell den Raum wechseln, ohne groß aufzufallen.“
Wie kann es Unternehmen gelingen, Ärztinnen und Ärzte im Vortrag zu behalten? Wann sind Themen ansprechend und relevant genug? Dr. Vera Wenzel von coliquio, fragt nach, was genau die interessanten Veranstaltungs-Formate sind – ob große Plenarsessions, Poster oder Symposien. Die Antwort: „Es kommt ganz darauf an. Das Thema ist das wichtigste. Wenn das Thema stimmt, sind auch Postersessions spannend. Ansonsten sind die für den medizinischen Alltag eher zu speziell. Viele Poster scheinen mir mehr für den universitären Bereich ausgelegt zu sein, aber vereinzelt kann es auch für die Praxis ganz interessant sein.“
Das Format des Satellitensymposiums empfindet Dr. Hagen insgesamt sehr gut. Mit einer Einschränkung: Es fällt zuweilen schwer, die Inhalte bewerten zu können. „Da es gesponserte Formate sind, frage ich mich jedes Mal, inwiefern hier wirklich objektive Inhalte transportiert werden.“ Dr. Hagen betont, dass ihm eine transparente Kommunikation vonseiten des Veranstalters sehr wichtig ist, damit er in die Inhalte besser vertrauen kann. Dazu gehört für ihn, dass auch negative Aspekte wie Nebenwirkungen oder Kritik an Studien offen angesprochen werden sollten. „Das fördert das Vertrauen in die Präparate und die Firmen.“
„Unternehmen können ein wertvoller Wissenspartner für Ärztinnen und Ärzte sein – wenn neben den Pros auch die Contras offen angesprochen werden. Das spart uns wertvolle Recherchezeit und damit steigt das Vertrauen in Informationen der Industrie insgesamt.“
Dr. med. Matthias Hagen, Facharzt für Neurologie
Mehr Überblicksformate und lebhaftere Sessions wünschenswert
Was besonders hilfreich und spannend aus Sicht von Dr. Hagen ist:
- Formate, die zum Beispiel Pros und Contras im Überblick beleuchten oder Reviews von Experten, die die aktuelle Studienlage zu einem Thema zusammenfassen, sodass sich Ärztinnen und Ärzte im Nachgang selbst bei Bedarf in einzelne Quellen vertiefen können
- Lunch-Symposien, die etwas aufgelockert werden, um die Konzentration zu erleichtern, beispielsweise mit einem Science Slam oder Pro-Contra-Diskussionen
- Block-Symposium, in dem verschiedene Firmen gemeinsam ihre Präparate von Referenten oder Referentinnen gegenseitig vorstellen lassen
- Workshops in Kleingruppen zu einzelnen Fachthemen
- Wissens-Quiz als spielerische Zusammenfassungen am Ende einer Veranstaltung
Auch nach einem Kongress ist der schnelle Überblick über die Highlights wichtig: „Ein Newsletter, in dem alle Hot Topics am Stück zusammengefasst werden, hilft dabei, möglichst viel in kurzer Zeit durchzuarbeiten.“ Ein kostenloser Zugang zu ausführlicheren Kongressinhalten zum Nachlesen wäre natürlich wünschenswert, sei aber aus Urheberrechtsgründen verständlicherweise nicht immer möglich.
Formate sind immer auch eine Frage des Vertrauens
Im Nachgang des Kurz-Vortrags „5 Fragen an Dr. Hagen“ entstand eine rege Diskussion unter den Gästen, welche Ansätze und Formate der Wissensvermittlung sonst noch denkbar wären. Könnten beispielsweise künftig Chatbots und Avatare für schnelle Erstinformationen rund um Präparate und Studieninfos ärztliche Akzeptanz finden? Und wie kann es gelingen, nach Kongressen noch Wissensvertiefung anzubieten? Was ist mit seltenen Erkrankungen – wie gelingt es, Ärztinnen und Ärzte trotz Zeitmangel für Themen „über den Tellerrand hinaus“ zu interessieren?
Dr. Hagen kommt dabei immer wieder auf die Kernfrage: Wie vertrauenswürdig sind die Informationen vom Unternehmen? Egal, welches Format es am Ende ist, diese Frage stellt sich ein Mediziner oder eine Medizinerin immer. „Es ist klar, dass jede Seite eigene Interessen verfolgt und das ist auch völlig in Ordnung. Wichtig ist, dass man sich ehrlich und mit Respekt begegnet – und dass Informationen möglichst schnell richtig eingeordnet werden können.“
Sein Wunsch und seine Hoffnung sind daher künftig eine noch offenere Kommunikation über Präparate, Behandlungen und Studien – sei es auf einem Kongress oder im Gespräch mit dem Außendienst. Damit ein noch besserer Dialog über Probleme und Trouble Shooting Tools entstehen kann, die ihn noch besser im ärztlichen Alltag unterstützen.
Ihr Netzwerk-Event für die Healthcare-Branche
Mit dem in 2023 neu eingeführten Event-Format „coliquio connects“ gibt coliquio der Healthcare-Branche die Gelegenheit, sich im kleinen Kreis intensiv und persönlich auszutauschen – zu unterschiedlichen Impulsthemen in unterschiedlichen Städten.
Möchten Sie beim nächsten „coco” mit dabei sein und die spannenden Diskussionen live mitverfolgen? Kommen Sie vorbei und tauschen Sie sich mit uns und unseren Gästen aus! Hier finden Sie die Terminübersicht und Links zu den Anmeldungen.
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