Wir erleben im Moment einen regelrechten Start-up-Hype: Nie war es attraktiver und einfacher, Finanzierung und Unterstützung für die eigene Idee zu bekommen. Der Gesundheitsmarkt bildet da keine Ausnahme – allein im App-Store werden im Moment 100.000 Health-Apps angeboten und auch in Bereichen wie z.B. der Künstlichen Intelligenz zur Krankheitsdiagnose oder dem Zugang zu medizinischen Studien gehen Start-ups neue Wege.

Ihre Stärke: Sie gehen mit frischem Blick an Probleme heran, finden unkonventionelle Lösungen und bringen eine Menge technisches Know-how mit. Außerdem entwickeln sie die Produkte sehr nah am Kundenbedürfnis.

Etablierten Unternehmen fehlt es an dieser Innovationskraft, da sie in vielen Fällen von alten, über die Jahre gewachsenen Strukturen gebremst werden. Sie bringen allerdings ein tiefes Branchenverständnis, Expertise und finanzielle Mittel an den Tisch, also die Eigenschaften, die Start-ups fehlen.

Da immer mehr Pharmaunternehmen den Bedarf nach Innovationen Beyond-the-Pill sehen, gehen viele dazu über, Start-ups strategisch zu fördern und sogenannte Inkubatoren ins Leben zu rufen. Das Ziel: Das Beste aus zwei Welten zu kombinieren.

Wir stellen einige dieser Förder-Modelle und eine weitere ganz andere Lösung vor: das Leo Innovation Lab. Es ist eine 100-prozentige, aber völlig autonom operierende Tochter von Leo Pharma mit dem Ziel, innovative digitale Produkte für Menschen mit Schuppenflechte zu entwickeln.

1. Berlin Healthcare Lab von Pfizer

2014 hat Pfizer das Healthcare Lab in Berlin gegründet. Das Ziel ist, strategische Partnerschaften mit erfolgversprechenden Start-ups einzugehen. Um das zu ermöglichen hat Pfizer eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die „Startup Sprechstunde“, die den Dialog auf Augenhöhe ermöglichen soll. Mitarbeiter von Pfizer geben Einblicke in die wichtigsten Gebiete der Pharmaindustrie und in die Medikamentenentwicklung, zum Datenschutz und in die Strukturen des Gesundheitswesens.

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation ist das dänische Start-up Cortrium. Es entwickelt mobile Lösungen, mit denen Vitalwerte überwacht und so beispielsweise unregelmäßige Herzaktivitäten wie Vorhofflimmern schnellstmöglich erkannt werden. Gemeinsam arbeiten Pfizer und Cortrium daran, die Technologie im deutschen Markt einzuführen.

2. Philips Innovation Lab

Ein ähnliches Konzept verfolgt Philips und arbeitet hierfür, zusammen mit anderen Pharmaunternehmen, mit dem Startupbootcamp Digital Health zusammen. Gerit Janßen von Philips ist überzeugt das Rad nicht selbst neu erfinden zu müssen, sondern durch strategische Partnerschaften Impulse für neue Geschäftsfelder zu erhalten. Im eigenen Accelerator Programm ist von einem Mentoring bis zu einer kompletten Übernahme alles möglich. Ist ein Start-up im Mentoren-Programm, hat es Zugriff auf die Forschungsarbeit der letzten Jahrzehnte, bekommt Einblicke in Service-und Produktentwicklung sowie Marketingstrategie und sogar Beratung zur erfolgreichen Produkteinführung. Die Zusammenarbeit mit Philips ermöglicht ihnen außerdem den Zugang zur Plattform Health Suite Digital Platform, die Daten von verschiedenen Geräten und aus unterschiedlichen Quellen erfasst, zusammenführt, analysiert und gleichzeitig Anwendungen – zum Beispiel Entwicklungen von Start-ups – integrieren kann.

Ein Beispiel ist das Start-up Dermtest, das ein Dermatoskop zur schnellen Erkennung von Hautkrebs entwickelt hat. Hausärzte können mit dem Gerät Bilder von verdächtigen Stellen erstellen und diese an Fachkollegen senden. Diese schauen sich die Aufnahmen an und melden ihre Einschätzung zurück. So müssen Patienten nicht lange auf einen Termin beim Dermatologen warten.

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3. Merck Accelerator

Der Accelerator von Merck ist international vernetzt: Start-ups haben die Möglichkeit, sich in Deutschland, Kenia oder dem Extension-Programm im Silicon Valley zu bewerben. Das Programm von Merck verspricht Start-ups Zugang zu einem Netzwert aus 50.000 Experten in 67 Ländern. Die Mission ist ambitioniert: Merck ist auf der Suche nach Start-ups, die ganze Industrien verändern und das Leben von Menschen reicher machen wollen. Neben Mentoring und einer Gemeinschaft bietet der Accelerator Finanzierungsmöglichkeiten und ein festes Curriculum mit Coaching Sessions und Workshops.

Wollen Sie wissen welche Start-ups im Moment das Accelerator-Programm durchlaufen?

Die Basis des Merck Accelerators ist das Merck Innovation Center in Darmstadt. Das Besondere dabei: Es hat sich neben der Förderung von Start-ups auch auf die Fahnen geschrieben, cross-funktionale und innovative Projekte unternehmensintern zu fördern und funktioniert damit auch wie ein Think Tank.

4. Leo Innovation Lab

leo innovation lab start-up-kooperationen

Einen ganz anderen Ansatz, Innovation ins eigene Unternehmen zu bringen, geht Leo Pharma mit dem Leo Innovation Lab. Das Lab arbeitet völlig autonom mit den Methoden, der Schnelligkeit und der Agilität eines Start-ups. In 100-Tage-Sprints werden Minimal Viable Products entwickelt und getestet. Das Ziel ist, mit Apps und anderen digitalen Produkten das Leben von Patienten mit Schuppenflechte zu verbessern. Dafür hat das Unternehmen bereits einige spannende Apps entwickelt. Ein Beispiel ist TREAT, eine App, die Ernährungsexperten mit Patienten zusammenbringt und durch einen 12-wöchigen Kurs führt. Das Langzeit-Tutorial hilft Patienten dabei, sich besser zu ernähren und so die Auswirkungen ihrer Krankheit zu lindern. Ein anderes Beispiel ist die App MyPso, die es Patienten ermöglicht, Symptome über einen längeren Zeitraum festzuhalten, um sich und die Effekte ihrer Erkrankung besser zu verstehen.

Inspiration ist gut, kann aber nicht alles sein

Diese Entwicklungen zeigen den Innovationswillen von Pharma – solche Kooperationen können aber nur ein Teil einer breit angelegten Veränderung sein. Pharmaunternehmen müssen ihre Arbeitsweisen verändern, Strukturen anpassen und investieren, um im Gesundheitswesen ein anerkannter und erfolgreicher Partner zu sein.

Der coliquio Summit widmet sich in diesem Jahr ebenfalls dem Thema Innovation in Pharma und lädt sowohl Vertreter aus der Branche als auch externe Experten ein, Erfahrungen und Ideen zu teilen. In entspannter Atmosphäre haben Sie Gelegenheit zum Netzwerken und zum Austausch von Insights. Dieses Mal findet der Summit in München statt, merken Sie sich den 19. Oktober bereits jetzt vor!

coliquio Summit Berlin

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