Interdisziplinärer Austausch - 55 Kommentare, 853 Leser: Allgemeinmedizin, Infektiologie, Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatische Medizin, Schlafmedizin

Fallzusammenfassung – Kurze Fieberschübe und lange Schlafattacken

Ein Allgemeinmediziner berichtet von einem jungen Mann (19), der seit seinem achten Lebensjahr im Rahmen von Infekten sowie nach starker körperlicher und psychischer Belastung Fieberschübe bis 42°C entwickelt. Seit 2009 sind Schlafattacken hinzugekommen, er schläft ständig ein, z.T. schläft er dann 26 Stunden am Stück. Ein weiterer Schulbesuch ist inzwischen unmöglich. Bisher wurden eine EBV-Infektion und eine chronische Chlamydien-Infektion festgestellt und behandelt. Wiederholte Untersuchungen im Schlaflabor waren unauffällig. Jugendpsychiater und Psychologen denken differentialdiagnostisch an eine Art Asperger-Syndrom, an Narkolepsie oder eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung. Antidepressiva, Modafinil und Methylphenidat haben keine Wirkung gezeigt.

Mehrere Kollegen weisen auf die Möglichkeit von periodischen Fiebersyndromen wie TRAPS (Tumornekrosefaktor-Rezeptor 1-assoziiertes periodisches Fieber-Syndrom), FMF (familiäres Mittelmeerfieber) oder CAPS (Cryopyrin assoziiertes periodisches Syndrom) hin, auch wenn die Symptomatik mit der Hypersomnie nicht ganz passt. Ein Kollege bringt hervor, dass ein Mediziner eines Tropeninstituts hinzugezogen werden sollte, falls es in der Anamnese Aufenthalte in fernen Ländern gegeben habe.

Des Weiteren wird vorgeschlagen, den Patienten bei erfahrenen Epileptologen zur Abklärung eines möglichen Krampfleidens vorzustellen. Hierzu wären Langzeit-EEG und Schlafentzugs-EEG geeignet. Ein Neurologe und Psychiater schlägt die Durchführung eines epilepsiegerechten cMRTs vor. Auch chronische Masernenzephalitis, sklerosierende Panenzephalitis, idiopathische chronische Hypersomnie oder Drogenmissbrauch sollten ausgeschlossen werden. Auch seltene Krankheitsbilder wie myotone Muskeldystrophie (M. Curschmann-Steinert), Kleine-Levin-Syndrom und limbische Enzephalitis werden als mögliche Ursachen genannt.

Einige Mediziner nehmen an, dass die Probleme des jungen Mannes psychischer Natur sind und vermuten eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung bei zu hohem Leistungs- und Erwartungsdruck der Eltern. Der Verdacht auf psychische Störungen wird durch die Angabe unterstützt, dass mütterlicherseits drei Verwandte an psychischen Störungen erkrankt sind und zwei davon Suizid begangen haben.

 

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