KI-Systeme wie ChatGPT revolutionieren das Schreiben journalistischer Texte. Kürzlich hat ChatGPT in den USA sogar das Medizinstudium bestanden. Und Forscher geben zu, KI-generierte Texte nicht erkennen zu können. Wir haben uns gefragt: Wie gut lässt sich ChatGPT nutzen, um hochwertige medizinische Inhalte zu erstellen? Ist das Tool hilfreich, wenn es um Informationen geht, die Einfluss auf die Entscheidungen von Ärztinnen und Ärzten haben? Wir haben uns das Tool genauer angesehen und eine kritische Einschätzung dazu vorgenommen.

Wir haben unsere LinkedIn-Follower gefragt, ob sie ChatGPT eher als Risiko oder Revolution betrachten. Der Großteil bewertete das Tool als Chance. Auch Prof. Dr. Enkelejda Kasneci, Koordinatorin eines Positionspapiers der TU München und der LMU, bezeichnet die Entwicklung von Sprachmodellen wie ChatGPT einen „technologischen Meilenstein“. „Ein Zurück wird es nicht geben. Die Tools sind in der Welt, sie werden besser werden, und wir müssen lernen, sie konstruktiv zu nutzen“, ist Prof. Kasneci sicher. Auch Ärztinnen und Ärzte sehen Chancen in den neuen Möglichkeiten, wenn es beispielsweise um Entlastung in der Bürokratie geht. Dieser Meinung ist beispielsweise Dr. Peter Köhler, Facharzt für Diagnostische Radiologie und Facharzt für Strahlentherapie, den wir kürzlich für unseren coliquio-Wissenspodcast zum Thema ChatGPT interviewt haben.

In den letzten Wochen haben wir das Tool im medizinischen Schreibprozess getestet und folgendes herausgefunden:

Vorteile von ChatGPT im Schreibprozess

  • Recherche von medizinischen Inhalten: Wenn man nicht über die allerneuesten Erkenntnisse schreiben möchte, kann ChatGPT durchaus als Recherche-Assistent fungieren und schnell und effizient relevante Informationen liefern.
  • Automatisierung von Schreibprozessen: ChatGPT ermöglicht es, medizinische Texte schneller und effizienter zu erstellen, indem es Schreibprozesse automatisiert. Sagt man dem Chatbot genau, wie ein Text aufgebaut werden soll oder welcher Textteil gerade gesucht ist, erhält man auch ein Ergebnis auf gutem sprachlichen Niveau.
  • Unterstützung bei der sprachlichen Verarbeitung: ChatGPT ist in der Lage, komplexen medizinischen Jargon und die Terminologie korrekt zu verwenden. Es kann auch dabei helfen, medizinische Texte verständlicher zu gestalten. Wichtig ist, dem Chatbot stets mitzuteilen, aus welcher Perspektive und für wen der jeweilige Text gedacht ist.
  • Inspirationsquelle für Titel und Textabschnitte: ChatGPT kann mit einer Vielzahl an alternativen Formulierungen dienen, seien es spannende Überschriften oder logische Aufzählungen. So verschwindet die Angst vor dem weißen Blatt und man hat mehr Varianten eines Themas vor Augen, die entsprechend weiter ausgearbeitet werden können.

Durch diese vier Aspekte können im Schreibprozess Zeit und Ressourcen reduziert werden, die für die Recherche und das Schreiben notwendig sind. Allerdings gibt es auch Grenzen. Zwar kann ChatGPT eine große Menge Informationen effizient finden und Inhalte erstellen, jedoch ist bei den Ergebnissen selbst Vorsicht geboten.

Medizinische Fachtexte mit ChatGPT erstellen: Achtung Fehlerquellen!

1. ChatGPT besitzt kein medizinisches Fachwissen: Bei ChatGPT handelt es sich um ein computerbasiertes System, das kein medizinisches Fachwissen besitzt und daher die gefundenen Informationen auch nicht auf ihre Richtigkeit überprüfen kann.


2. ChatGPT kann Quellen nicht beurteilen: Es kann zwar viele Informationen schnell und effizient finden, aber es kann nicht beurteilen, ob die gefundenen Quellen aktuell und von hoher Qualität sind. Es liegt daher in der Verantwortung eines Medical Writers, die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der Quellen zu überprüfen.


3. ChatGPT verfügt nur über begrenzte Quellen und gibt keine Quellenverweise an: ChatGPT kann zwar eine Vielzahl an medizinischen Informationen liefern, jedoch sind die Datenquellen auf den Stand von 2021 beschränkt und das System ist nicht ans Internet angeschlossen. Es ist daher wichtig, die von ChatGPT gelieferten Informationen mit aktuelleren Quellen zu vergleichen und zu überprüfen.


4. ChatGPT kann nicht sicherstellen, dass keine falschen Zusammenhänge entstehen: Es kann nicht sicherstellen, dass die wissenschaftlichen Daten korrekt wiedergegeben sind und dass keine falschen Zusammenhänge entstehen, die so nicht bewiesen sind. Fehler können entstehen, wenn die Daten falsch interpretiert oder verarbeitet werden.


5. ChatGPT kann nicht die rechtlichen und ethischen Aspekte eines Textes berücksichtigen: Es ist wichtig, dass diese Aspekte von einem erfahrenen Medical Writer oder Rechtsanwalt überprüft werden.


6. ChatGPT kann keinen Datenschutz gewährleisten: Eine der größten Herausforderungen beim medizinischen Schreiben ist die Gewährleistung der Datensicherheit und des Datenschutzes. Da Fachtexte für Ärztinnen und Ärzte häufig mit Patientenfällen arbeiten, die nicht für jeden zugänglich sein dürfen, muss besonderes Augenmerk auf der Datensicherheit liegen.


7. ChatGPT kann keine kreativen und stilistischen Aspekte eines Textes erfassen: Es kann zwar Texte verfassen, die auf einem hohen sprachlichen Niveau sind, aber es kann nicht die Art und Weise verbessern, wie Informationen präsentiert werden, wie es ein erfahrener Medical Writer tun kann.

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Praxistest: 3 Fragen an Sebastian Schmidt, Medizinredakteur bei coliquio

ChatGPT im Alltag eines Medical Writer: Wie kann das Programm helfen?

 

Ich bin sicher, dass ChatGPT und ähnliche Programme zukünftig ein mächtiges Recherchetool und damit auch Teil des Berufsalltags in unserem Gebiet sein werden, ähnlich wie wir das von der Google-Suche sagen können. Darüber hinaus nutze ich das Tool bereits heute zur Inspiration, beispielsweise auf der Suche nach kurzen und prägnanten Überschriften im Text oder für Kurzzusammenfassungen und einen ersten Überblick.

 

Was sind mögliche und reelle Fehlerquellen?

 

Oft höre ich von der Problematik, dass die genutzten Quellen bei ChatGPT nicht angegeben werden. Dieser Kritikpunkt wird sicher schnell entkräftet werden – alternative Tools zeigen ja bereits, wie das aussehen könnte. Der wesentliche Punkt mit Bezug auf die Arbeit ist aber sicher, dass selbst die Entwickler von ChatGPT die Entstehung von Textantworten nicht nachvollziehen können. Wir stehen also vor einer Blackbox – und das passt schlecht zur gewissenhaften Kommunikation, wie sie Medical Writer mit wissenschaftlichem Hintergrund und der Methodik leisten.

 

Welche Prognose siehst du für die Anwendung?

 

Es wird auch zukünftig Medical Writer brauchen, um Ärztinnen und Ärzte bei ihrem Bedürfnis nach qualifizierter Information abzuholen. Kurz: Ein Arztverständnis – zumal eben auch für die menschlichen Belange des Arztberufs, wie es Medical Writer in die tägliche Arbeit einbringen, wird die KI nicht leisten können. ChatGPT & Co. können aber sicher eine Erweiterung des redaktionellen Werkzeugkastens und damit womöglich eine Verbesserung in der Arbeit von Medical Writern sein.

Medical Writing ist mehr als nur medizinisches Schreiben

Wenn es um medizinische Inhalte geht, sind erfahrene Medical Writer weiterhin von entscheidender Bedeutung. Beiträge, die von Medical Writern erstellt wurden, erfüllen hohe Qualitätsstandards und geben Informationen fundiert, logisch, richtliniengetreu und angemessen wieder.

Warum Medical Writer weiterhin unverzichtbar sind

Einer der größten Vorteile von Medical Writern ist die Fähigkeit, komplexe medizinische Informationen auf eine einfache und verständliche Weise darzustellen. Medical Writer haben in der Regel eine medizinische oder naturwissenschaftliche Ausbildung und verfügen über fundierte Kenntnisse in Bezug auf medizinische Fachbegriffe und Konzepte. Sie können daher sicherstellen, dass die Informationen, die beispielsweise für Marketingmaterialien verwendet werden, korrekt, präzise und verständlich sind.

Medical Writer haben ein tiefes Verständnis für den medizinischen Bereich. Sie können eine nuancierte und genauere Perspektive auf medizinische Themen bieten. Sie sind auch in der Lage, die Zielgruppe zu verstehen und die Inhalte entsprechend im Ton und Stil anzupassen.

Ein weiterer Vorteil von Medical Writern ist die Fähigkeit, kreativ zu sein und eine starke Botschaft zu kommunizieren. Sie können die Informationen so präsentieren, dass sie für die Zielgruppe relevant und ansprechend sind, und sie können erfolgreich die Vorteile eines Medikaments hervorheben und die Bedenken der Ärzte adressieren.

Ein Medical Writer ist in der Lage, ethische Überlegungen besser zu berücksichtigen und einzuhalten. Auch in puncto Empathie ist ein menschlicher Autor der KI eindeutig überlegen. Wenn es um Gesundheit und Patientenfälle geht, ist ein sensibler und respektvoller Umgang mit der Sprache gefordert.

Unser Fazit:

ChatGPT kann ein hilfreiches Werkzeug im Schreibprozess sein, ist aber kein Ersatz für einen erfahrenen Medical Writer. Pharmaunternehmen müssen sicherstellen, dass die in ihrem Auftrag erstellten Texte medizinisch korrekt und auf dem aktuellen Stand sind. Eine sorgfältige Überprüfung der Inhalte durch eine erfahrene Fachkraft ist daher unerlässlich. Die Ergebnisse von ChatGPT müssen immer nachbearbeitet und auf Faktoren wie medizinische Richtigkeit, Zulässigkeit, Ethik, Empathie geprüft werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass Ärztinnen und Ärzte die richtigen Informationen erhalten – und dadurch keine falschen Behandlungsentscheidungen getroffen werden.

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Kristina Lutilsky
Kristina Lutilsky
berichtet als passionierte Content & Communications Spezialistin über die spannendsten Entwicklungen und Trends im Healthcare Marketing.