Der mündige Patient: im besten Fall befasst er sich umfassend mit seiner Krankheit, bildet sich weiter und wirkt aktiv an seiner Genesung mit. Doch wie mündig schätzen Ärzte ihre Patienten ein? Und ist der mündige Patient wirklich der „bessere Patient“?  –  5.482 Ärzte haben in unserer aktuellen Umfrage verraten, wie sie über mündige Patienten denken und wo sie die Unterschiede sehen. 

Halten Ärzte die eigenen Patienten für mündig?

Wie groß ist die medizinische Kompetenz unter Patienten in Deutschland? Wir haben in unserer coliquio-Umfrage Mediziner gebeten, ihre Patienten auf drei Kategorien zu verteilen: mündig, eher mündig, nicht mündig. Die Ergebnisse sind erstaunlich: Ärzte schätzen 37 % ihrer Patienten als „mündig“ ein und ein weiteres Drittel als „eher mündig“. Nur ein Drittel der Patienten sind in den Augen der befragten Ärzte „nicht mündig“.

Wie mündig sind Patienten

Wie erleben Ärzte den mündigen Patienten?

Wir haben Ärzte gefragt, in welchen Bereichen die Mündigkeit eines Patienten wesentlichen Einfluss hat. Besteht z. B. ein Zusammenhang zwischen Mündigkeit und Faktoren wie Adhärenz, der benötigten Behandlungsdauer oder auch den Genesungschancen eines Patienten? Hier sind die Einschätzungen der Mediziner zu verschiedenen Bereichen zusammengefasst:

Entscheidung für eine Therapie wird gemeinsam gefällt:

Beschäftigen sich Patienten mit ihrer Krankheit, beziehen Ärzte diese auch stärker in die Therapieentscheidung mit ein. In unserer Umfrage gaben 77 % der Ärzte an, bei mündigen Patienten gemeinsam über das beste Vorgehen zu entscheiden.

gemeinsame Entscheidung

Die Adhärenz ist nicht höher:

Eigentlich wäre der Schluss naheliegend, dass Patienten, die sich viel mit der eigenen Krankheit und möglichen Therapien beschäftigen, sich auch später adhärenter verhalten. Hier sehen Ärzte allerdings keinen Zusammenhang – knapp 69 % der befragten Ärzte sagen: mündige Patienten sind nicht adhärenter als nicht mündige Patienten.

Adhärenz

Heilungschancen sind nur bedingt besser:

Auf die Heilungschancen eines Patienten haben viele Faktoren Einfluss. Allerdings gehen nur 29 % aller Ärzte davon aus, dass der Faktor Mündigkeit des Patienten eine entscheidende Rolle spielt.

Heilungschancen

Behandlungszeit ist nicht kürzer:

Ärzte sehen im Schnitt jeden Tag etwa 33 Patienten – die Zeit ist knapp. Sind mündige Patienten, die schneller zu behandelnden Patienten? 85 % der Ärzte geben an: Nein, mündige Patienten nehmen nicht weniger Behandlungszeit in Anspruch als nicht mündige – sicherlich auch deshalb, weil mündige Patienten mehr Rückfragen stellen und Diagnose und Therapie genau verstehen möchten.

Behandlungszeit

Ärzte behandeln mündige Patienten bevorzugt:

Behandeln Ärzte mündige Patienten trotz der der höheren Behandlungsdauer gerne? Ja, sagen immerhin 38 % der Ärzte. Sie schätzen das Engagement und Vorwissen, das Patienten zum Arztbesuch mitbringen.

Engagement der Patienten

Sehen Ärzte eine Zunahme mündiger Patienten in den letzten 5 Jahren?

Es gibt auf jeden Fall noch großes Entwicklungspotential für den mündigen Patienten. Allerdings sind Patienten heute schon um einiges mündiger als noch vor 5 Jahren. In unserer Umfrage stimmen 79 % der Ärzte der Aussage teilweise oder sogar vollständig zu, dass der Anteil mündiger Patienten in den letzten 5 Jahren zugenommen hat

Anteil mündiger Patienten

Der mündige Patient stellt Ärzte vor neue Herausforderungen

Mündige Patienten brauchen mehr Zeit und haben auch nur bedingt bessere Heilungschancen. Doch das wird sich in Zukunft ändern. Wir können jedoch davon ausgehen, dass Patienten in Zukunft noch mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit übernehmen werden und sich selbstständig zu möglichen Therapien und Ursachen ihrer Krankheit online informieren und so zu besseren medizinischen Ergebnissen beitragen werden.

Dr. Tobias Gantner, CEO der Healthcare Futurists, überzeugt: „die medizinische Fortbildung (des Patienten) darf nicht Dr. Google oder Wikipedia allein überlassen werden, sondern muss vom Arzt begleitet werden und dazu muss dieser sich selbst ständig weiterbilden.“

Ärzte benötigen also Zugang zu möglichst verständlichen Informationen und Wissen, das sie im Patientengespräch weitergeben können. Dr. Tobias Gantner, CEO der Healthcare Futurists, beschreibt im Interview diese und weitere Herausforderungen der Ärzte und zeigt wie Pharmaunternehmen sich positionieren müssen und Mediziner hier unterstützen können.

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren

Hinterlassen Sie einen Kommentar
E-Mail-Adressen werden nicht veröffentlicht.

Ich möchte Benachrichtigungen erhalten bei weiteren Kommentaren.