Interdisziplinärer Austausch - 46 Kommentare, 666 Leser: Allgemeinmedizin, Chirurgie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Innere Medizin, Kardiologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Radiologie

Fallzusammenfassung  – Trotz Stent weiterhin pectangiöse Beschwerden:

Ein Arzt berichtet von einer 45-jährigen übergewichtigen Patientin mit familiärer Hypercholesterinämie (Vater mit 61 an Herzinfarkt verstorben, Bruder und Schwester werden beide mit Simvastatin behandelt) und seit einem Jahr bestehender belastungsabhängiger Angina pectoris. Im Katheterlabor zeigten sich eine LAD- und eine RCA-Stenose, die mit einem Stent behandelt wurden. Trotzdem hat die Patientin weiter pectangiöse Beschwerden. Schilddrüsenerkrankungen sind ausgeschlossen, es liegt eine leichte Hiatushernie vor.

Zahlreiche mögliche Differenzialdiagnosen werden von den Teilnehmern vorgeschlagen. Die Beschwerden könnten von der Halswirbelsäule kommen, da funktionelle Störungen der Wirbelsäule pectangiösen Beschwerden bis hin zum Herzinfarkt imitieren können. Hier wäre ein guter Manualtherapeut gefordert. Weitere Vorschläge sind eine Prinzmetal-Angina, Zenkerdivertikel und Roemheld-Syndrom sowie eine psychosomatische Problematik. Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass die Koronarstenose wahrscheinlich gut durch Kollateralen kompensiert und daher eventuell gar nicht Ursache der Beschwerden war.

Als weitere Diagnostik werden ein 24-Stunden-EKG und eine 24-Stunden-Blutdruckmessung vorgeschlagen. Ein Kollege empfiehlt die probatorische Gabe des antiangionösen Wirkstoffs Ranolazin (Ranexa). Autogenes Training und die Überprüfung der lipidsenkenden Medikation sind weitere Vorschläge. Ein Kardiologe empfiehlt außerdem Gewichtsreduktion mit Sport und eine Umstellung der Ernährung.
Haben Sie als möglicher Indikations-Experte noch eine Idee, wie man bei dieser Patientin weiterkommt?
Wir freuen uns auf Ihre Antworten!

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren