New Work wird schon seit einigen Jahren diskutiert – doch nie war der Umbruch in der Arbeitswelt so spürbar wie jetzt. Viele Berufstätige arbeiten durch Covid-19 zum ersten Mal im Homeoffice und damit vollkommen digital. Was in vielen Branchen bisher kaum denkbar war, haben zahlreiche Unternehmen von heute auf morgen realisiert. Das zeigt vor allem eines: Mit der Krise tun sich auch Chancen auf – New Work ist eine davon.

Was ist New Work?

Durch die Digitalisierung, Vernetzung, Globalisierung und den demographischen Wandel gibt es in der Arbeitswelt seit einigen Jahren grundlegende, strukturelle Veränderungen, die oft unter New Work zusammengefasst werden.

Im Kern geht es bei New Work um die notwendigen Voraussetzungen in einem Unternehmen, damit Menschen ihre Arbeit nicht nur als notwendig, sondern als sinnstiftend empfinden. Das Arbeitsmodell basiert dabei auf fünf zentralen Erfolgsfaktoren:

  1. Flexibilität: Flexible Arbeitszeiten und -orte ermöglichen ein effektives und an verschiedene Situationen angepasstes Arbeiten.
  2. Flache Hierarchien: Eine moderne demokratische Führungskultur ermöglicht die Zusammenarbeit auf Augenhöhe bei kurzen Entscheidungswegen.
  3. Agilität: Strukturen und Prozesse werden so gestaltet, dass sie an unvorhergesehene Ereignisse oder neue Anforderungen angepasst werden können.
  4. Digitalisierung: Durch digitalisierte Arbeitsprozesse und -umgebungen wird die Arbeit effektiver und transparenter.
  5. Individualität: Mitarbeiter legen Leistungs- und Lernziele sowie Arbeitszeiten selbstständig fest und werden in die Strategieentwicklung eingebunden.

Welche Vorteile bietet New Work?

New Work ermöglicht das, was sich viele Arbeitnehmer wünschen: mehr Entscheidungsfreiheit. Dadurch können sich Mitarbeiter besser entfalten, aber auch eigene Ideen einbringen und Verantwortung übernehmen, um das Unternehmen voranzubringen. So bleiben Unternehmen besonders für junge Mitarbeiter interessant.

New Work geht von einer völlig neuen Organisation von Arbeit aus. Aufgaben werden nicht mehr vorrangig in Abteilungen erledigt, sondern in crossfunktionalen Teams, die für jedes Projekt neu zusammengestellt werden. Denn eine Vielfalt an Perspektiven und Kompetenzen führt zu besseren Lösungen.

Was sind die Herausforderungen für Unternehmen?

Mit New Work werden nicht nur technische Neuerungen in den Arbeitsalltag integriert, sondern auch neue Werte etabliert, wie z. B. stärkere Zusammenarbeit in Teams, selbständiges Arbeiten und Transparenz im Unternehmen. Diese Werte stellen Unternehmen häufig vor die Herausforderung, neue Organisationsstrukturen etablieren zu müssen.

New Work ist vor allem Führungsaufgabe und erfordert ein Umdenken, was Führung eigentlich bedeutet: Besonders herausfordernd kann es sein, Kontrolle abzugeben und Aufgaben nicht vorzugeben – das setzt viel Vertrauen in die Mitarbeiter voraus.

  • Fragen Sie sich: Wie sieht unsere Unternehmenskultur derzeit aus – und wie soll sie aussehen? Setzen wir auf starre Meetings oder pflegen wir bedarfsbezogen einen schnellen, digitalen Austausch? Sprechen wir Probleme offen an oder gehen wir ihnen aus dem Weg?

    Ibrahim Evsan Seriengründer und Experte für Digitalisierung

Warum sollte auch Pharma auf New Work setzen?

Wenn die Corona-Krise uns eines gezeigt hat, dann, dass viel mehr möglich ist, als die meisten von uns dachten. Wenn wir in der nächsten Zeit aus der akuten Krise ins „New Normal“ gehen, ist das ein guter Zeitpunkt, die Erfahrungen im Homeoffice der letzten Wochen zu evaluieren:

  • Wo können wir Mitarbeitern mehr Freiheit, Flexibilität und Selbstverantwortung geben als bisher?
  • Wie haben sich Kommunikation und Zusammenarbeit verändert, was lernen wir daraus und was möchten wir beibehalten?
  • Wo haben wir gezwungenermaßen Prozesse verschlankt und wie können wir diese neugewonnene Agilität bewahren?
  • Wo haben wir Nachholbedarf bei digitalen Skills und Tools? Wie werden wir damit umgehen?
  • Was haben wir über den digitalen Kundenkontakt gelernt – vom Video-Call bis zum digitalen Event? Wie können wir diese Erfahrungen nutzen, um unsere Kunden in Zukunft noch umfassender zu betreuen?

Worauf kommt es in der aktuellen Situation an?

Viele Unternehmen bieten Homeoffice und andere Aspekte von New Work schon länger an. Dass auf einmal jedoch alle Mitarbeiter ausschließlich von zu Hause arbeiten, ist für die meisten Unternehmen neu. Deshalb möchten wir abschließend ein paar Tipps an die Hand geben, die sich für uns bewährt haben:

1. Sorgen Sie für Routine und Struktur:

Sich im Homeoffice zu strukturieren, erfordert besonders viel Disziplin und Selbstorganisation. Manchen Mitarbeitern fällt es schwer, ihre Aufgaben ohne die gewohnte Büroumgebung zu erledigen. Helfen Sie Ihrem Team mit klaren Strukturen und einer gewissen Routine. Ein kurzes Meeting am Morgen eignet sich zum Beispiel hervorragend, um im Austausch zu bleiben, Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu verteilen und klare Ziele zu setzen.

2. Beugen Sie Konflikten vor:

Wenn man nicht mal eben einen Blick ins Büro werfen kann, müssen generelle Fragen zu Erreichbarkeit, Antwortzeiten oder Pausen vorab geklärt sein. Denn gerade im Homeoffice verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben. Möchte sich ein Mitarbeiter am Vormittag auf ein Projekt konzentrieren, Pause oder Feierabend machen, sollte das Team darüber Bescheid wissen.

3. Planen Sie feste Slots für Teambuilding ein:

Der soziale Kontakt im Büro ist das, was vielen von uns am meisten fehlt. Achten Sie als Führungskraft darauf, das Gemeinschaftsgefühl auf andere Weise aufrecht zu erhalten. Planen Sie zum Beispiel feste Video Calls ein, in denen es nicht um berufliche Themen geht, sondern nur um den persönlichen Austausch unter Kollegen – das kann beispielsweise ein Kaffee-Plausch am Freitagnachmittag oder ein gemeinsamer virtueller Lunch-Termin sein.

4. Behalten Sie Einzelgespräche bei:

Auch wenn über Team-Chats kurze Kommunikationswege geschaffen werden, sollte der persönliche Kontakt zu den einzelnen Mitarbeitern nicht zu kurz kommen. Regelmäßige Telefonate oder Video-Calls sind eine gute Methode, um ein besseres Gespür für die aktuelle Stimmung im Team zu bekommen.

5. Kontrollieren Sie nur Ergebnisse:

Auch wenn es schwerfällt, manchen Mitarbeitern im Homeoffice einen Vertrauensvorschuss zu gewähren: Versuchen Sie, nicht quantitativ zu denken und Arbeitszeiten zu kontrollieren, sondern die Produktivität der Mitarbeiter anhand der persönlichen Zielerreichung zu messen. Nach unserer Erfahrung investieren die meisten Mitarbeiter im Homeoffice mehr Zeit als sonst im Büro.

  • Ein funktionierendes Netzwerk ist die Organisationsform der Zukunft. Wer seine Kontakte hegt und pflegt und sein komplexes und dynamisches Netzwerk steuern kann, der bewältigt den Arbeitsalltag. Darum benötigen wir mutige Experimente, neue Ideen und viel Innovationskraft. Oder kurz: New Work.

    Ibrahim Evsan Seriengründer und Experte für Digitalisierung
coliquio Future Talks

Die Umsetzung in die Praxis

Die Tools für New Work stehen in den Unternehmen bereits zur Verfügung – sie können jedoch nur dann genutzt werden, wenn auch der notwendige kulturelle Wandel angestoßen wird. Wie das gelingt, erfahren Sie von New-Work-Experte Ibrahim Evsan im ersten coliquio Future Talk am Freitag, 29.05.2020.

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Daniela Drescher
Daniela Drescher
berichtet für coliquio Insights über die wichtigsten Marketing-Trends und liefert Inspirationen für die Pharmakommunikation der Zukunft.