Kongresse im Wandel: Was lohnt sich (noch)?
Medizinische Kongresse stehen in diesem Jahr bei vielen Unternehmen auf dem Prüfstand: Werden Präsenzveranstaltungen in der Post-Pandemie-Ära ihre ehemals bedeutende Rolle im Pharma-Marketing-Mix behaupten können? Oder fließen Budgets ab nächstem Jahr überwiegend in den Ausbau von medizinischen Online-Angeboten? Wir ziehen zur Jahresmitte für Sie Bilanz und zeigen ein aktuelles Stimmungsbild.
Zwischen Highlights und Veränderungsdruck
Medizinische Kongresse haben im Pharma Marketing schon immer eine zentrale Rolle gespielt. Diese Veranstaltungen boten Ärztinnen und Ärzten eine wertvolle Gelegenheit, neueste Erkenntnisse, Innovationen und Produkte kennenzulernen, wissenschaftliche Diskussionen zu führen und wertvolle Netzwerke aufzubauen. Doch seit dem Ausbruch der Pandemie hat sich das Gefüge der Informationsbeschaffung grundlegend verändert.
Die COVID-19-Pandemie zwang die Pharma- und Medizinbranche, ihre Ansätze und Strategien im Marketing neu zu überdenken. Kongresse, die einst als unverzichtbare Marketinginstrumente galten, wurden vorübergehend ausgesetzt oder in digitale Formate verlagert, um die Gesundheit und Sicherheit aller Teilnehmer zu gewährleisten. Doch dieser Wandel brachte auch positive Aspekte mit sich, da digitale Eventformate aufblühten und neue Möglichkeiten für Interaktion und Wissensaustausch eröffneten. Unsere aktuellen Umfragen zeigen, dass digitale Formate, wie Webseminare oder virtuelle Symposien, auch nach der intensiven Pandemie-Jahre Top-Wunsch von Ärztinnen und Ärzten bleiben.
Kanal „Kongress“ wird neu evaluiert
Kerstin Dehn, VP Operations & Strategy DACH bei coliquio, resümiert nach der ersten Jahreshälfte: „Angesichts der dynamischen Veränderungen in der Gesundheitsbranche und der steigenden Bedeutung digitaler Eventformate stellt sich die kritische Frage, ob medizinische Kongresse heutzutage noch dieselbe Relevanz haben wie in der Vergangenheit. Was die bisherigen Kongresse zeigen: Alle freuen sich, endlich wieder uneingeschränkt persönlich in den Austausch zu gehen und die Stimmung ist sehr offen und zugewandt. Dennoch werden Healthcare-Unternehmen in diesem Jahr ganz genau prüfen, ob es weiterhin sinnvoll ist, bedeutende Budgets in traditionelle Kongresse zu investieren. Vor dem Hintergrund der momentan laufenden internen Reorganisationen und der sich veränderten Teamstrukturen ist es unvermeidlich, dass auch der Marketingmix im kommenden Jahr eine Neudefinition erfährt.“
Speziell beim Themenkomplex Digitalisierung und digitale Gesundheitsanwendungen muss laut Kerstin Dehn noch die richtige Ansprache gefunden werden. Ärztinnen und Ärzte haben keine Zeit, alles selbst zu testen. Sie müssen auf den ersten Blick erkennen können, worin sich die Angebote unterscheiden. Hier werden ihrer Meinung nach diejenigen Unternehmen im Vorteil sein, die es schaffen, arzt-relevante Argumente klar zu kommunizieren. Und die auf Vorbehalte sowie Unsicherheiten von Ärztinnen und Ärzten gut vorbereitet sind.
„Der Wandel von Kongressen ist spürbar im Gange: Während es früher oft nur um das Sammeln von Opt-Ins und die klassische Produktkommunikation ging, geht der Trend hin zu einem noch ehrlicheren Arztverständnis und intensiveren Austausch. Unternehmen fragen sich immer häufiger, welche Pain Points ihre Fachgruppen haben – auch abseits des Produkts – und wie sie unterstützen können. Sei es die Patienten-Kommunikation oder der Umgang mit sensiblen Themen. Und damit ist die Branche genau auf dem richtigen Weg!“
Kerstin Dehn, VP Operations & Strategy DACH coliquio
Abwägung Kongress-Teilnahme: Pro & Contra
Während Kongresse für Pharma Marketer eine Möglichkeit zur Kundeninteraktion und Imagestärkung bieten, schätzen Ärztinnen und Ärzte diese Veranstaltungen als wertvolle Quelle für Wissen, Fortbildung und Networking. Gleichzeitig müssen beide Seiten jedoch abwägen, wann sich welche Präsenz bzw. welcher Besuch lohnt.
Unternehmerische Sicht
Vorteile
- Effektive Produktpräsentation
- Direkte Kundeninteraktion
- Networking-Möglichkeiten
- Marktforschung
- Imageaufbau
Nachteile
- Hohe Kosten
- Begrenzte Reichweite
- Konkurrenzüberflutung
- Aufwendige Planung
- Neu seit COVID-19: Unsicherheit durch Ereignisse wie Pandemien
Ärztliche Sicht
Vorteile
- Wissensgewinn
- Fortbildungsmöglichkeiten
- Interaktion mit Experten
- Networking
- Produktdemonstrationen
Nachteile
- Zeitliche Belastung
- Hohe Kosten
- Informationsüberflutung
- Eingeschränkte Flexibilität
- Neu seit COVID-19: Gesundheitsrisiken
Wie kann es Unternehmen künftig gelingen, aus einer Kongresspräsenz am meisten herauszuholen – auch wenn sich möglicherweise nicht mehr so viele Ärztinnen und Ärzte wie früher dort versammeln?
Hierzu gibt es mehrere Hebel, beispielsweise:
- Mehr Raum zum Austausch schaffen, sodass Ärztinnen und Ärzte gern kommen und sich im Kollegenkreis unterhalten können
- Themen anbieten, die über die Produktkommunikation hinaus gehen, beispielsweise Workshops für angrenzende Themen aus dem Klinik- oder Praxisalltag
- Spannende, innovative Formate anbieten, die hochwertiges Wissen attraktiv transportiert (wie wäre es mit einem Science Slam oder einem Block-Symposium?)
- Die Inhalte, die vor Ort präsentiert werden, können durch mediale Kongressbegleitung online verlängert werden
“Wir nutzen Kongresse strategisch als Basis für die stetige Entwicklung passender Formate und Lösungen, die sowohl für die Ärzteschaft als auch Pharmapartner zielführend sind. Sprechen sie uns gerne an, wenn sie daran interessiert sind, ihre Themen mit coliquio passgenau an ihre Zielgruppe zu kommunizieren.”
Dr. Sarah Schunter, Teamlead und Senior Medical Advisor
Möglichkeiten der Kongressbegleitung mit coliquio
„Kongresse sind für die Ärzteschaft eine wichtige Informationsquelle in ihrer eigenen Aus- und Weiterbildung – dies wird in unseren Ärztebefragungen regelmäßig bestätigt“, berichtet Dr. Sarah Schunter, Teamlead und Senior Medical Advisor bei coliquio.
„Unser großes Ziel ist es, Ärztinnen und Ärzten zu besten medizinischen Entscheidungen zu verhelfen. Daher ist es uns ein Anliegen, dort zu sein, wo praxisrelevante Inhalte präsentiert und geschaffen werden. Dafür haben wir für dieses Jahr Fokuskongresse definiert, die coliquio medial begleitet, um in den persönlichen Austausch zu gehen, Netzwerke zu schaffen sowie Stimmungen und Informationsbedürfnisse der Ärzteschaft einzufangen. Für unsere Pharmapartner bedeutet das: Wir kennen Themen und Trends, sind nah am Markt und finden stets eine arztzentrierte Ansprache. Sei es wie zuletzt auf dem DGIM, DDG und EHA oder auch zukünftig auf den kommenden Fokuskongressen – DGU, DGHO, ESMO, DGN und DIVI.“
Beispiele für eine erfolgreiche mediale Kongressbegleitung
Ergebnisse vom 129. Internistenkongress der DGIM
Über den Kongress
Unter dem Motto „Systemisch Denken, individuell Therapieren“ haben mehr als 7.300 Internistinnen und Internisten vom 22. – 25.4.23 in Wiesbaden und online teilgenommen. Die Besucherzahlen sind damit fast so hoch, wie vor der Pandemie. Das Programm des Kongresses umfasste 1.192 Vorträge, die die gesamte Breite der Inneren Medizin abdeckten. Dabei waren etwa 80 Prozent der Teilnehmenden vor Ort. Auch coliquio war mit dabei, sowohl zur Berichterstattung als auch zur Unterstützung von Kundenprojekten. Dieser Kongress sollte zeigen, welche Potenziale sich vor Ort bieten und wie sich ein Kongress digital sinnvoll verlängern lässt. Hier ein Einblick in die Ergebnisse der Kongressbegleitung.
Diese Themen und Formate sind dabei entstanden
Die pharma-unabhängige coliquio-Redaktion berichtete in Text- und Videoform live vom Kongress:
- Jeden Tag wurden exklusive Stimmungsbilder eingeholt. Dr. med. Djawid Hashemi und Dr. med. Marcel Schorrlepp, Mitglieder des medizinischen Beirats von coliquio, haben ihre Highlight-Themen in kurzwelligen Videos kompakt zusammengefasst.
- Kongresspräsident Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner sprach im Video-Interview mit der coliquio-Redaktion über seine persönlichen Kongress-Highlights und gab einen kurzen Ausblick auf den kommenden Internistenkongress 2024.
- Auch das jährliche Kongress-Talkformat zwischen der coliquio-Redaktion und der DGIM-Geschäftsführung konnte in diesem Jahr wie gewohnt wieder live in Wiesbaden stattfinden. Im Fokus des Gesprächs standen die steigende Belastung im Arztalltag – gepaart mit geringer Anerkennung. Die DGIM-Geschäftsführung sieht den Bedarf und fordert strukturelle und politische Veränderungen. Auch bei der Digitalisierung muss noch viel passieren.
- Zum ersten Mal in der Geschichte des Kongresses durfte auch die Junge DGIM eine eigene Pressekonferenz gestalten, die medial auf viel Interesse gestoßen ist. Dabei ging es um die Hauptanliegen der jungen Ärztinnen und Ärzte: Eine strukturierte Weiterbildung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Forschungsförderung. Mehr dazu finden Sie auch in unserem Videointerview mit Sarmina Latif, Mitglied der AG Junge DGIM.
Auch für unsere Kunden waren wir vor Ort mit unserem Media- und Redaktions-Team aktiv. Medical Advisor Dr. Klaus Brinkmann berichtet: “Für einen unserer Kunden habe ich mit zwei KOL Videointerviews zum Thema Impfen und COVID-19 geführt und einen Bericht zu ihrem Industriesymposium verfasst. Basierend auf Kongressinhalten und in Absprache mit dem Kunden entstanden zusätzlich zwei weitere Beiträge, die gut zu unserer Kommunikationsstrategie im Projekt passen.“
Wie Kongresse für Ihr Unternehmen erfolgreich werden? Wir beraten Sie gern.
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3 Fragen an Dr. Sarah Schunter, Senior Medical Advisor coliquio GmbH