„Ärzte, die auf iPhones starren“ titelte kürzlich ZEIT ONLINE – und an dem überspitzt formulierten Phänomen ist durchaus etwas dran. Das Smartphone gehört heute selbstverständlich in die Kitteltasche. Dabei geht es dem Arzt schon lange nicht mehr um die bloße Erreichbarkeit, sondern um Wissen. Apps versprechen schnelle Antworten bei medizinischen Fragen. 

Mehr als die Hälfte der Ärzte nutzen täglich Apps im Beruf, das haben wir kürzlich bei einer Umfrage im Ärztenetzwerk coliquio erfahren.

Uns interessiert jetzt, welche mobilen Anwendungen die beliebtesten sind. Da diese nicht ausschließlich von Ärzten, sondern auch rege von Laien, Medizinstudenten und medizinischem Personal genutzt werden, reicht ein Blick auf die Downloadzahlen in den App-Stores nicht aus. Daher haben wir 209 coliquio-Ärzte befragt, welche Apps sie am häufigsten verwenden und warum. Die wichtigsten Ergebnisse sind hier zusammengefasst.

Die Ergebnisse unserer exklusiven Umfrage

Die Top 5 Apps der Ärzte

Wir haben gefragt, welche Apps die Ärzte im Berufsalltag nutzen. Absoluter Spitzenreiter: die mobile Arzneimitteldatenbank „IFAP Arznei aktuell“, die von 49 % der befragten Mediziner genutzt wird. Hier wird der Arzt fündig, wenn er die wichtigsten Informationen zu Medikamenten nachschlagen will, wie z. B. Apothekenpreis, Anwendungsgebiet, Dosierung usw.

Zweitbeliebteste App ist die „STIKO@rki-App“, die von 45 % der Befragten genutzt wird. Entwickelt wurde sie im Auftrag des Robert-Koch-Instituts, um Ärzte bei Fragen zum Impfen im Praxisalltag zu unterstützen. In den Appstores wird die App vom medizinischen Verlag Börm Bruckmeier angeboten.

Auf den Plätzen drei und vier landen mit 41 % die App „Gelbe Liste Pharmindex“ und mit 36 % „Arzneimittel Pocket“. Genau wie „IFAP Arznei aktuell“ dienen die beiden Anwendungen als Nachschlagewerke für Arzneimittel. Damit sind unter den Top 5 Apps der Ärzte gleich drei Apps, die als Ersatz für gedruckte Arzneimittelverzeichnisse dienen. Das überrascht nicht, da diese Apps sich an eine breite – wenn nicht an die gesamte Ärzteschaft richten. Aber auch spezialisiertere Apps schafften es in die Top 5.

Jeder dritte Arzt gab an, „Embryotox“ zu nutzen. „Embryotox“ klärt über die Verträglichkeit der wichtigsten Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit auf und wird von einem Institut der Berliner Charité herausgegeben. Nur ein Fünftel der Ärzte nutzt überhaupt keine medizinischen Apps.

Top 5 Lieblings-Apps

Apps sind täglich im Einsatz

Knapp jeder zweite Arzt nutzt also eine der fünf populärsten medizinischen Apps. Doch welche Rolle spielen die mobilen Anwendungen tatsächlich im Arbeitsalltag? Um das einschätzen zu können, haben wir die coliquio Ärzte auch zur Verwendungshäufigkeit befragt. Das Ergebnis: mehr als jeder dritte Mediziner hat eine Lieblings-App, die er täglich bei medizinischen Fragen konsultiert.

Apps im täglichen Einsatz

Auf Platz 1 der Apps, die im Berufsalltag am häufigsten genutzt werden ist wieder „IFAP Arznei aktuell“. 24 % der Befragten nutzen die App täglich, 12 % mindestens einmal wöchentlich und 10 % seltener. Dagegen werden die Konkurrenten „Gelbe Liste Pharmindex“ und „Arzneimittel Pocket“ nur von jeweils 11 % der Ärzte täglich genutzt. Hier sind die Anteile derer, welche die Apps nur wöchentlich oder seltener verwenden höher. Noch sporadischer verwenden die Mediziner die App „Embryotox“. Die meisten Ärzte nutzen „Embryotox“ wöchentlich oder seltener, was aber auch nicht verwundert. Die App wird schließlich nur gebraucht, wenn bei der Behandlung von stillenden oder schwangeren Frauen Fragen auftauchen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der „STIKO@rki-App“. 37 % der Ärzte nutzen sie wöchentlich oder seltener – auch hier liegt einer der Gründe sicherlich darin, dass Impfen für die wenigsten Ärzte zum Tagesgeschäft gehört. Dennoch ist die App sehr verbreitet: nur 56 % gaben an, die App nie zu verwenden. Die Zahl der Nichtnutzer ist bei allen anderen medizinischen Apps – außer „IFAP Arznei aktuell“ – höher. Darin spiegelt sich vermutlich das große Vertrauen in die Vorgaben der STIKO. Werfen wir nun einen Blick auf die Gründe, weshalb medizinische Apps den Alltag der Ärzte erobert haben.

Top 3 am häufigsten genutzt

Das macht die Apps so beliebt

Wir wollten von den Ärzten wissen, welche Vorteile sie in medizinischen Apps sehen. Die Benutzerfreundlichkeit ist nicht der Hauptgrund für die Beliebtheit der Apps, nur 45 % der Ärzte nannten sie als Vorteil. Offenbar macht es den Medizinern wenig Vergnügen, die mobilen Anwendungen zu nutzen. Das überrascht nicht – die Apps stellen schließlich Fachinformationen bereit, und das in traditionell nüchterner Art und Weise. Ausschlaggebend für die Nutzung der medizinischen Apps sind die Zeitersparnis und die Aktualität der Inhalte. Es ist schlichtweg praktisch, dass das Smartphone schnell zur Hand ist und die aktuellsten Datensätze bereithält.

Das schätzen Ärzte an medizinischen Apps

mHealth ist auch privat ein Thema

Zum Abschluss fragten wir die Mediziner noch, ob sie privat Gesundheits-Apps nutzen. Ein knappes Drittel der Ärzte bejaht unsere Frage. Am beliebtesten sind klassische Fitness-Apps – 22 % der Befragten gestalten ihren Workout via App. 9 % der Befragten nutzen Yoga- und Meditations-Apps. Wenn es um die eigene Gesundheit geht, greifen Ärzte also weniger bereitwillig auf mobile Anwendungen zurück als das bei medizinischen Fragestellungen der Fall ist.

Ärzte nutzen Apps in der Freizeit

Die Ergebnisse kurz zusammengefasst

Unsere Befragung von 209 Ärzten im Ärztenetzwerk coliquio zeigt, dass medizinische Apps heute eine verlässliche Informationsquelle sind. Mehr als jeder dritte Mediziner hat eine Lieblings-App, die er täglich bei fachlichen Fragen konsultiert. Insbesondere Arzneimitteldatenbanken stehen hoch im Kurs. Hier konkurrieren mehrere Anbieter um die Ärzteschaft, dabei liegt „IFAP Arznei aktuell“ vorne. 49 % nutzen die mobile Arzneimitteldatenbank, um Infos zu Medikamenten nachzuschlagen – jeder Vierte tut dies täglich.

Aber auch Apps mit einem spezialisierteren Fokus werden gut angenommen. Bei Fragen zum Thema Impfen ist ein Blick in die „STIKO@rki-App“ weit verbreitet. Um zu prüfen ob Stillende oder Schwangere ein Arzneimittel vertragen, greifen Mediziner auf „Embryotox“ zurück.

Die größten Vorteile ihrer Lieblings-Apps sehen die Ärzte in der Zeitersparnis im Alltag sowie in der Aktualität der Infos. Das Smartphone ist immer zur Hand und liefert in wenigen Sekunden die benötigte Information. Damit können gedruckte Verzeichnisse und PC-Software nicht mithalten.

Das Gegenteil der Heavy User, die täglich Arzneimitteldatenbanken konsultieren, gibt es aber auch. 20 % der Befragten nutzen nie medizinische Apps – sei es, weil sie in der Praxis den PC immer in der Nähe haben und deshalb keine mobile Lösung benötigen oder aus anderen Gründen. Jedenfalls haben medizinische Apps in puncto Benutzerfreundlichkeit Aufholbedarf. So manche App ähnelt dem gedruckten Arzneimittelverzeichnis noch stark – hier schlummert ein großes Potential, denn wer behauptet, dass seriöse Apps keinen Spaß machen dürfen?

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Kommentare
  • Lukas

    Liebes Coliquio Team,

    danke für die tolle Zusammenfassung. Wir sind auch eine Arzneimittel-App aus ÖSterreich, mit der wir seit kurzem auch in Deutschland online sind: http://www.diagnosia.com

    Wir würden uns freuen wenn unsere App auch zukünftig bei solchen Umfragen berücksichtigt werden kann. 🙂

    LG aus Wien
    Lukas

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Nathalie Haidlauf
Nathalie Haidlauf
berichtet für coliquio Insights über die wichtigsten Marketing-Trends und liefert Inspirationen für die Pharmakommunikation der Zukunft.